Osnabrück - Drei Tage vor dem Start des Ticketverkaufs für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 haben die Verbraucherverbände Kritik an der Zuteilung der Eintrittskarten geübt. Die Sponsoren würden viel zu üppig bedacht: Für sie seien gut 550.000 Karten reserviert, während im freien Verkauf zunächst nur 913.000 Tickets zur Verfügung stünden, bemängelte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV), Edda Müller.
Die Verbandsvorsitzende forderte, die Zahl der Karten für die Sponsoren auf jeweils 10.000 zu beschränken. Dadurch könnten zu Gunsten der Fußball-Fans noch einmal mindestens 150.000 Tickets auf dem freien Markt angeboten werden. Müller unterstrich, es sei keineswegs so, dass die Sponsoren die WM allein finanzierten. Die öffentliche Hand sei - etwa über die Kosten für die Infrastruktur - mindestens ebenso stark beteiligt. "Insofern hat die Öffentlichkeit auch ein Anrecht, Zugang zu einem angemessen großen Kartenkontingent zu bekommen", erklärte die VZBV-Vorsitzende.
Kritik übte Müller auch an der strikt personengebundenen Ausstellung von Eintrittskarten. Dies beschwöre die Gefahr herauf, dass jemand, der aus wichtigen Gründen ein gebuchtes Spiel nicht selbst besuchen könne, sein Ticket verfallen lassen oder zurückgeben müsse. "Hier muss das Organisationskomitee einen Weg finden, wie man ohne großen bürokratischen Aufwand auch kurzfristig die Karten eintauschen oder übertragen kann", sagte Müller.
Müller rief die Organisatoren ferner auf, einen Missbrauch der auf den Eintrittskarten gespeicherten Daten zu verhindern. Bislang hätten die Veranstalter dazu geschwiegen, wie sie die datenschutzrechtlichen Probleme beim geplanten Einsatz der so genannten RFID-Chips lösen wollten.
In der ersten Verkaufsphase ab dem 1. Februar können Karten unter der Internetadresse FIFAworldcup.com bestellt werden. Der Zeitpunkt der Bestellung in der ersten Verkaufsphase bis zum 31. März ist unerheblich. Am 15. April wird das Kontingent unter den Interessenten verlost.
Die Bruttokapazität aller Stadien beträgt rund 3,37 Millionen Karten, davon gehen zunächst einmal 440.000 Plätze ab für Staats- und Ehrengäste und Medienvertreter, sowie als Sicherheitsreserve oder wegen etwaiger Sichtbehinderungen durch TV-Kameras. Von den 2,93 Millionen verkaufbaren Tickets fließen zunächst sicher 913.000 in den freien Verkauf. Weitere 347.000 gehen in das exklusive Hospitality-Programm, das bei entsprechender Finanzkraft auch jedem offen steht. 468.000 Karten erhalten die teilnehmenden Verbände, weitere 191.000 die FIFA, nicht teilnehmende Landesverbände und Konföderationen. Sponsoren bekommen 550.000 Karten, TV-Rechte-Inhaber 64.000.
AP, 29.01.2005
Stuttgarter Nachrichten, Sutttgart, 29. Januar 2005
Original: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/868496