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Tickets für die Fußball- WM haben es in sich

Fußball-Weltmeisterschaft 2006: Technikausrüster bereiten sich auf den großen Ansturm vor

VDI nachrichten, Berlin/Düsseldorf/Frankfurt am Main, 28. 1. 05 - Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft (WM) 2006 startet für viele Fans am 1. Februar. Ab dann sind Bestellungen für das knappe Kartenkontingent möglich. Die Eintrittskarten sind personalisiert und sollen damit fälschungssicher sein. Die technischen Vorbereitungen für den Internetverkauf und die neuen WM-Tickets mit integrierten RFID-Chips laufen auf Hochtouren.

Noch nie wollten so viele Menschen eine Fußball-Weltmeisterschaft sehen - und noch nie werden wohl so viele mit ihren Kartenwünschen leer ausgehen. Das ist das Dilemma, in dem das deutsche Organisationskomitee (OK) beim Prozedere der Ticketvergabe steckte, erklärte FIFA-Generalsekretär Urs Linsi in dieser Woche. Entsprechend enttäuscht reagierten viele Fans, als sie erfuhren, wie schlecht ihre Chance auf ein Ticket steht (s. Kasten). Herzblut-Kicker tröstet da auch die Ankündigung von TV-Rechtevermarkter Infront und Weltfußballverband FIFA nur wenig, Übertragungen des Ereignisses auf Großbildleinwänden vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 zuzulassen.

Doch nicht nur die geringe Anzahl der Tickets bringt Unruhe in die deutsche Fußballgemeinde, auch die Abwicklung des Kartenverkaufs und die damit verbundene Speicherung von persönlichen Daten stehen in der Kritik. Denn für eine Bestellung müssen in einem Formular nicht nur Adresse und Passnummer, sondern auch Informationen über die Begleiter und das Lieblingsteam preisgegeben werden. Ein RFID-Chip und der jeweilige Besuchername auf jedem Ticket sollen dann die Einlasskontrolle verbessern.

"Durch die personalisierten und nicht übertragbaren Karten werden Fälschungen und Schwarzmarkthandel unterbunden und Hooligans aus den Stadien fern gehalten", hofft der 1. OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt.

Trotzdem schlugen einige Datenschützer in den letzten Tagen Alarm. So befürchtet das "Bündnis Aktiver Fußball-Fans" im Zuge der WM-Partien gar den "gläsernen Fan" und eine ständige Kontrolle der Besucher. Andere bemängeln die mögliche Weitergabe der Daten für Marketingzwecke.

Klaus-Peter Schulenberg, CEO des verantwortlichen Ticketvermarkters CTS Eventim, beruhigt: "Auf den Chips sind keine personenbezogenen Daten gespeichert, sondern es befinden sich nur Zugangskontrolldaten darauf."

Für die Kontrolle werden laut Datenschutzbestimmungen der FIFA WM 2006 die notwendigen Daten aus dem Ticketsystem verschlüsselt in das Zugangskontrollsystem des jeweiligen Stadions übertragen. Der Chip ist dabei der Schlüssel zu den Daten und dient dem Abgleich mit den Daten der Zugangskontrolle.

Ohne manuelle Ausweisstichproben kann somit bei den WM-Partien trotzdem niemand kontrollieren, ob die Identität des Käufers mit der des Ticketinhabers übereinstimmt. Denn: "Es wird lediglich überprüft, ob der Karteninhaber Zugang zum Stadion hat", erklärt Johannes Lippert, Vice President Marketing und Sales bei Skidata. Der österreichische Zutrittspezialist rüstet derzeit mit Siemens und VA Tech vier deutsche WM-Stadien mit Zutrittkontrollanlagen aus. Zu weiteren Ausrüstern anderer Stadien gehören u. a. Interflex und die Deutsche Telekom.

Die Chips auf den WM-Tickets und in den Leseterminals kommen von Philips Semiconductors. "Derzeit wird in mehreren WM-Stadien unsere kontaktlose Chiptechnologie installiert", sagt Markus Luidolt, Marketing Manager Event Ticketing Global bei Philips Semiconductors Styria. Vor Jahren hat Philips dafür den so genannten Mifare Standard maßgeblich geprägt. Im Kölner Stadion werden bereits kontaktlose Mikroprozessor-High-End-Chips mit dreifacher Verschlüsselung eingesetzt. Dabei sendet das Lesegerät ein Funksignal zum Transponder mit Chips und Antennen, der daraufhin seinen Zahlencode an das Lesegerät übermittelt. Der Zahlencode erlaubt den Zugriff auf eine Datenbank, die in Sekundenschnelle nachschlägt, ob der Kartenbesitzer das Stadion betreten darf. Solche 4-kByte-Chips "belegen" die 13,56-MHz-Frequenz, ein "robustes Signal", so Luidolt. Sie können rein technisch nur auf eine Distanz zum Lesegerät von 10 cm ausgelesen werden.

Für Philips-Manager Luidolt ist die neue Kölner Chiplösung denn auch kein Hexenwerk. Beispielsweise können Fans damit nicht im Stadion geortet oder ihr Konsum verfolgt werden. "Es ist praktisch auch unmöglich, solche Karten zu fälschen", sagt Luidolt. "Das ist ein sehr reifer Markt und nicht vergleichbar mit den RFID-Chips der nächsten Generation, die derzeit für die Logistik in der Diskussion sind." Dabei würden aktive Ultra-High-Frequency(UHF)-Chips eingesetzt, die eine viel höhere Reichweite haben und bei denen batteriebetriebene Transponder Daten an Lesegeräte funken.

Für den börsennotierten Konzert- und Ticketspezialisten CTS Eventim geht es aber längst nicht nur um das Thema RFID. Für CEO Klaus-Peter Schulenberg sind der Internetverkauf sowie die Verlosung die größte Herausforderung. Schon bald soll die Software für das Losverfahren vom TÜV zertifiziert werden.

"In unserem technischen WM-Team arbeiten 28 Leute, davon allein 10 Entwickler. Diese entwickeln das System ständig weiter", so der Bremer Geschäftsmann. Für den zu erwartenden Käuferansturm sieht sich Schulenberg gerüstet: "Pro Tag sind mit unserem System 10 Mio. Bestellungen möglich, 15 000 Server stehen weltweit dafür bereit."

Fast alle Systemintegratoren und Konsortien erhoffen sich von einer erfolgreichen technischen Aufrüstung der deutschen WM-Stadien weitere Aufträge im Ausland. Produktmanager Udo Hofmann vom Zutritts- und Sicherheitsunternehmen Interflex, das den alleinigen Zuschlag für das Berliner Olympiastadion bekommen hat, ist schon einige Jahre weiter. "Aus Südafrika haben wir schon ein Dutzend Anfragen." Aber auch auf der Fußball-Europameisterschaft, die 2008 in Österreich und der Schweiz ausgetragen wird, liege ein starker Fokus. Bis dahin wolle Interflex mit CTS Eventim, der Deutschen Telekom und der Schweizer Swatch AG ein Konsortium bilden, um künftig im Verbund die WM-Lösungen zum Exportschlager zu machen.

Nikola Wohllaib / Simone Zell

VDI-Nachrichten, Düsseldorf, 28. Januar 2005
Original: http://www.vdi-nachrichten.de/vdi_nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?source=paging&cat=1&id=20604&cp=1

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