FoeBuD e.V.  ·  Marktstraße 18  ·  D-33602 Bielefeld
http(s)://www.foebud.org  ·  foebud@bionic.zerberus.de

WM 2006: SO viele Fans, so wenig Karten

Vorverkauf startet in wenigen Tagen

Von Andreas Böhme

Frankfurt. Der Ärger ist programmiert. Vom 1. Februar dieses Jahres an können Fußball-Fans Tickets für die WM 2006 in Deutschland über das Internet bestellen. Einzelheiten will das OrganisationsKomitee (OK) erst am kommenden Montag bekannt geben, doch bereits jetzt steht fest: Die meisten Interessenten werden leer ausgehen.

„Das wird unsere vielleicht schwierigste Herausforderung überhaupt", glaubt WMOrganisations-Chef Franz Beckenbauer. Da könnte er Recht haben. Allein in Deutschland soll es 30 Millionen Interessenten für die theoretisich vorhandenen 3,2 Millionen Karten geben. Praktisch gehen sogar viel weniger Tickets in den sogenannten freien Verkauf. Allein 450 000 Karten sind für die großen Sponsoren des Turniers reserviert, etwa für McDonald's oder die Telekom. Immerhin: Was davon nicht zur Mitarbeitermotivation genutzt wird, dürfte in diverse Verlosungsaktionen einfließen.

Lotterie entscheidet über Vergabe

150 000 Tickets, andere Schätzungen sprechen gar van 350 000, gehen an Reiseunternehmen, die daraus sogenannte Hospitality-Programme für gut betuchte Kunden schnüren. Für alle sechs Münchner WM-Spiele inklusive Rundumbetreuung ist beispielsweise ein Preis von 11 000 Euro im Gespräch. Außerdem stehen allen 205 FIFA-Nationalverbänden Kontingente zu. Für nie qualifizierten Mannschaften erhöht sich der Anteil auf ach' , Prozent für jedes ihrer Spiele. Der DFB erhält damit für jedes Deutschland-Spiel etwa 5000 Karten. Horst R. Schmidt, einer von zwei OK-Vizepräsidenten, macht sich dann auch keine Illusionen. „Mit der Gesamtzahl der deutschen Karten für die Vorrundenspiele könnten wir nicht einmal die Nachfrage aller Jugendtrainer hier zu Lande befriedigen."

Schwarzhändler ohne Chance?

Bleibt also nur das Internet. Und ganz viel Glück. Unter www.fifaworldcup.com kann jeder Fan ab 1. Februar für bis zu sieben Spiele maximal vier Tickets buchen. Das heißt natürlich nicht, dass er sie tatsächlich auch bekommt. In einer Art Lotterie werden die Karten endgültig verteilt. Nicht jeder Gewinner muss tief in die Tasche greifen. Die günstigsten Karten für eines der Vorrundenspiele gibt es bereits ab 35 Euro. Zum Vergleich: Ein Sitzplatz für eine normales Bundesligaspiel kostet in den meisten Stadien schon 20 Euro. Für das DFBPokalfinale werden mindestens 25 Euro, für das Finale der Champions League 50 Euro verlangt. - Gezahlt wird auf , dem - Schwarzmarkt oft ein Vielfaches. Genau das will das Organisationskomitee bei der WM in Deutschland verhindern. Dafür werden die OriginalKarten erst sechs Wochen vor der WM verschickt, um Fälschungen zu vermeiden. Außerdem sollen die Tickets im Scheckkarten-Format einem sogenannten RFID Chip auf der Vorderseite haben, mit dem sich Käufer problemlos identifizieren lassen. Er ermögliche genaue Zugangskontrollen oder das Sperren verlorenen Karten, schwärmen die Veranstalter. Was neben Namen und Anschrift genau auf ihm gespeichert wird, ist noch unklar. Datenschützer sind dennoch besorgt, fürchten Datenweitergabe an Dritte und sprechen bereits vom „gläsernen Fan". Sorgen, die der andere OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach nicht teilt. „Es werden", beruhigt er die Kritiker, „nur Daten abgefragt, die man auch bei jeder HotelÜbernachtung angeben muss."

Westfälische Rundschau, Essen, 22. Januar 2005
Original: Nicht bekannt

© WWW-Administration, 08 Mar 06