FoeBuD e.V.  ·  Marktstraße 18  ·  D-33602 Bielefeld
http(s)://www.foebud.org  ·  foebud@bionic.zerberus.de

RFID-Chips ermöglichen Abpfiff schon vor dem Anpfiff

Frankfurt. So klein der Chip, so groß der Ärger, den er hervorrufen kann. In die Tickets zur Fußball-WM 2006 wird ein sogenannter RFID-Chip eingebaut. Für manchen Besucher könnte der Weg ins Stadion damit zum Hindernislauf werden.

RFID steht für Radio Frequency Identification, zu gut deutsch, etwa Funk-Erkennung. Die auf dem Chip gespeicherten Daten können berührungslos und ohne Sichtkontakt gelesen und gespeichert werden. Für Datenschützer ein Alptraum.

Sie glaubt Horst R. Schmidt, Vizepräsident des deutschen WM-Organisationskomitees (OK) mittlerweile beruhigen zu können. Zwar müssten Kartenkäufer auf ihren Anträgen ihre Adresse und Personalausweisnummer angeben, auf dem Chip gespeichert, würden diese Daten aber nicht. "Da finden sie nur Zutrittsinformationen."

Dann schwärmt Schmidt von den Vorteilen der neuen Technik. "Verloren gegangene Karten können sofort gesperrt werden." Auch Schwarzhändler seien bei der WM ohne Chance. "Mit Hilfe des Chips werden die Karten personalisiert." Dadurch ließen sie sich weder im Internet versteigern noch anderweitig weiterverkaufen.

Dadurch können sie aber auch einen redlichen Besitzer in Schwierigkeiten bringen. Wer eines der begehrten WM-Tickets erhält, sollte bis zum Spielbeginn möglichst weder umziehen noch einen neuen Ausweis beantragen. Auch heiraten und einen neuen Nachnamen annehmen ist wenig ratsam. Denn dann stimmen die aktuellen Daten nicht mehr mit den beim OK hinterlegten Angaben überein. Bei einer Kontrolle am Stadion hieße das: Abpfiff schon vor dem Anpfiff.

"Wenn sich Daten ändern, muss man uns das natürlich mitteilen", sagt Schmidt. "Dann ändern wir das auch." Sechs bis acht Wochen vor Turnierbeginn ist das allerdings leichter gesagt, als getan. "Dann sind die Karten verschickt." Pech für alle, die sich kurz vor dem gebuchten Spiel ein Bein brechen oder beruflich verhindert sind.

Auch ein Tickettausch ist derzeit kurzfristig nicht machbar. Wer als Italien-Fan blind eine Karte für die Begegnung XY gekauft hat, muss ins Stadion - selbst wenn dort Japan gegen Uruguay spielt. Das eine oder andere dieser Probleme, hofft Schmidt, werde die FIFA bis zum Eröffnungsspiel noch lösen.

Vielleicht löst sich manches auch von selbst. Experten halten eine genaue Kontrolle der Karten beim Einlass nämlich für unmöglich. "Dann müssten sie zwei Tage vor Spielbeginn die Tore öffnen." Jeder Besucher räumt mittlerweile auch das OK ein, könne nicht kontrolliert werden. "Wir machen aber", warnt Schmidt, "immer wieder Stichproben."

Andreas Böhme

Copyright: Westfälische Rundschau

Urheberrechtshinweis Die Inhalte auf dieser und den übrigen Seiten sowie die Gestaltung der Seiten unterliegen dem Urheberrecht des Zeitungsverlags Westfalen GmbH & Co KG. Die Verbreitung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages zulässig. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf CD-ROM.

Andreas Boehme

Westfälische Rundschau, Essen, 31. Januar 2005
Original: http://www.westfaelische-rundschau.de/wr/wr.politik.volltext.php?kennung=on6wrPOLWelNational38381&zulieferer=wr&kategorie=POL&rubrik=Welt®ion=National&auftritt=WR&dbserver=1

© WWW-Administration, 08 Mar 06