Warnung statt Information: Die Initiatoren des „Big-Brother-Awards“ suchen ein Logo für Funkchip-Anwendungen und bedienen sich bei der Ausschreibung kräftig beim Gegner.
Die EU-Kommission hat im Februar 2008 einen Entwurf für eine Empfehlung veröffentlicht, in der unter anderem die Schaffung einer Kennzeichnung für den Einsatz von Funkchips (Radiofrequenz-Identifikation, RFID) für Verbraucher angeregt wird. Hieraus erwuchs ein Wettbewerb zur Schaffung eines entsprechenden Logos, den das RFID-freundliche Informationsforum RFID auslobte. Die Ausschreibung unter dem Motto „RFID zeigt Gesicht!“ prangt noch heute auf der Startseite des Webangebotes, obwohl die Einsendefrist am 31. Juli mit bislang unbekanntem Ergebnis ausgelaufen ist.
Einen zweiten Anlauf unternimmt nun der Bielefelder „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.“, kurz FoeBuD – bekannt durch den jährlichen „Big-Brother-Award“. Die erklärten Gegner der Funkchip-Technologie („Schnüffelchips“) haben nun ihrerseits einen Wettbewerb ausgeschrieben und bedienten sich hierbei eifrig bei den Ausschreibungsunterlagen des Informationsforum RFID, die über weite Passagen wortgleich übernommen wurden.
Einige Ersetzungen gegenüber der Vorlage stellen jedoch klar, was der FoeBuD sehen will. So sucht man keine Kennzeichnung, sondern ein „Warnlogo“ und während im Original eine „leicht verständliche und deutliche Information, dass RFID zur Anwendung kommt“ erwartet wird, soll es für den FoeBuD eine „deutliche Warnung“ sein. Statt „Sicherheit und Seriosität“ gilt es zudem, das „Gefahrenpotential“ zu vermitteln. Einig ist man sich immerhin in der Vorfreude auf „professionelle Gestaltung“.
Das Gewinnerlogo soll lizenzfrei veröffentlicht und der EU-Kommission (wohl eher symbolisch) zur verpflichtenden Kennzeichnung vorgeschlagen werden. Im Gegensatz zum Original-Wettbewerb, in dem 3.000 Euro für den Gewinner ausgelobt wurden, sind beim FoeBuD Idealisten gefragt: auf einen Geldpreis verzichtet man zugunsten von „Ruhm und Ehre“ und Einkaufsgutscheinen für den „FoeBuD-Shop“.
Der Wettbewerb gliedert sich in zwei Teile: zum einen soll die Funkchip-Kennzeichnung zum offiziellen Gefahrensymbol im Stile von „Vorsicht, ätzend“ dramatisiert und zum anderen frei als „Bildmarke, Wortmarke oder auch als Bild-Wort-Marke“ gestaltet werden.
Das Logo muss auf DIN A 4 präsentierbar eingereicht werden – als PDF-Datei oder per Post. Die Bewertung erfolgt durch eine nicht näher benannte Jury, die sich aus „Künstlern und RFID-Fachleuten des FoeBuD“ zusammensetzen soll. Einsendeschluss ist der 12. September 2008.
DasAuge, 18. August 2008
Original: http://www.dasauge.de/aktuell/gestaltung/e1182