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Nun sind die Haecksen auf dem Vormarsch

Frauengruppe bei der Hackerparty des Chaos Computer Clubs in Hamburg

Hamburg Für spektakuläre Schlagzeilen sind sie in den vergangenen Jahren immer wieder gut gewesen: Die Hacker aus dem Umfeld des Chaos Computer Clubs (CCC) in Hamburg. Die sechste Hackerparty - sie fand jetzt für drei Tage im Eidelstedter Bürgerhaus im Norden Hamburgs statt - war dagegen eine handzahme Veranstaltung. Einbrüche in Computer der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa sind, so scheint es, längst Vergangenheit. Man bemüht sich um Seriosität Das Bürgerhaus im Hamburger Stadtteil Eidelstedt: Ein schmutziggelber, nüchterner Zweckbau aus den frühen Fünfzigern. Drinnen eine Szenerie wie in einem alternativen Jugendzentrum. Und - Vorurteile lassen sich mühelos pflegen - das Chaos ist Programm. So manches Viertelstündchen vergeht, bis sich Referenten auf der Bühne versammeln. Das Publikum trägt's mit routinierter Fassung. Immerhin haben etwa 300 Fans den Weg nach Eidelstedt gefunden. Darunter 50 Computerfreunde aus der DDR und 15 "Haecksen", so nennen sich die weiblichen Hacker.

Am Eingang werden alle erbarmungslos mit 33 Mark zur Kasse gebeten. Journalisten zahlen 60 Prozent Aufschlag und sind trotzdem in einigen Räumen ausdrücklich unerwünscht. DDR-Bürger, können sich freuen. Die kostbaren Westdevisen werden geschont. Ihnen öffnet sich die Tür zum Hackerparadies gegen Landeswährung im Kurs 1:1.

Der Arzt Peter Pas, hauptberuflich an der Ostberliner Charité tätig, berichtet über die karge Ost-Szene. Bescheidene westliche Technik von wenigen hundert Mark ist bis zu 20 000 Mark wert. Die verwöhnten Westler staunen. Der Hilferuf "Wenn wir nicht schnell ein Informationsnetz aufbauen, werden die unabhängigen Gruppen bei den Wahlen über den Tisch gezogen", heizt die Diskussion an und bringt Technikerphantasien auf Trab. Datenaustausch über CB-Funk und Einsatz von Videotext werden erwogen und verworfen.

Ein Thema hat die Hackerwelt, wie Jürgen Wieckmann vom CCC selbstkritisch anmerkt, "völlig verpennt". Frauen tauchten bisher bei ihnen nicht auf. Doch nun sind die "Haecksen" auf dem Vormarsch. Rena Tangens aus Bielefeld leitet einen Arbeitskreis zu diesem Thema; 15 Computerfrauen machen mit. Mitstreiterin Uschi Wetzel freut sich über "eine um mehrere 100 Prozent höhere Teilnehmerinnenzahl als im Vorjahr".

Göttinger Tageblatt, 04.01.1990



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