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Telekom spendet 1,7 Millionen Euro an Datenschützer

Wegen der Spitzelaffäre aus den Jahren 2005 und 2006 spendet die Telekom Geld an Datenschützer und Hilfsorganisationen. Foebud will das Geld annehmen. Die Bielefelder hatten der Telekom den Negativpreis Big Brother Award verliehen.

Die Deutsche Telekom spendet wegen der Spitzelaffäre in den Jahren 2005 und 2006 rund 1,7 Millionen Euro an gemeinnützige Organisationen. "Der Konzern sieht seine Spende als bewusste Geste gegenüber den Mitgliedern von Aufsichtsräten, Betriebsräten, Gewerkschaftsangehörigen und deren Familien, die in großer Zahl von dem Telefondatenmissbrauch betroffen waren", gab das Unternehmen bekannt.

Die hausinterne Abteilung Konzernsicherheit 3 (KS 3) bei der Telekom hatte mit illegalen Methoden nach undichten Stellen im Aufsichtsrat gesucht, von denen interne Informationen zur Presse weitergeleitet wurden. Betroffen waren Aufsichtsräte, ein Vorstandsmitglied, Betriebsräte, Gewerkschaftsführer und Journalisten. Die zu der Zeit verantwortliche Konzernleitung und die Aufsichtsratsspitze bestreiten, von der Bespitzelung gewusst zu haben.

Empfänger der Spende sollen nach Telekom-Angaben Institutionen sein, die sich für eine Verbesserung des Datenschutzes engagieren, die Mitbestimmung und Bildung fördern und zu Zivilcourage ermutigen. Das Geld erhalten die Datenschutzaktivisten der Foebud, die auch den Antiüberwachungspreis Big Brother Award in Deutschland ausrichten, der Verdi Sozialverein, der in Not geratenen früheren Telekom-Mitarbeitern hilft, die Hilfsorganisation Journalisten helfen Journalisten, die Europäische Akademie der Arbeit an der Universität Frankfurt am Main und die Antirassismusorganisation Mach meinen Kumpel nicht an.

Foebud habe sich nach einer Diskussion entschieden, die Spende anzunehmen, teilten die Datenschützer mit. Es müsse anerkannt werden, dass sich die derzeitige Leitung der Telekom um Aufklärung des Überwachungsskandals bemühe. Das Geld fließe in Aktivitäten gegen Vorratsdatenspeicherung, das elektronische Entgeltnachweisverfahren Elena, Internetsperren und RFID sowie in Aktivitäten für intensive Recherchen zu den Big Brother Awards. Rena Tangens vom Foebud sagte: "Eine Spende an den Foebud ist kein Ablasshandel. Wir werden einen Teil der Spende direkt dafür verwenden, der Telekom auf die Finger zu schauen und Recherchen zu intensivieren." 2008 ging der Big Brother Award in den Kategorien "Arbeitswelt" und "Kommunikation" an die Telekom.

Achim Sawalls

golem.de, Berlin, 16. November 2010
Original: http://www.golem.de/1011/79438.html

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