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Fußball-WM 2006 in Deutschland: Fans müssen Daten lassen

3 Ausgabe, März 2005

Für Aufregung bei Bürgerrechtsorganisationen und Datenschützern sorgen derzeit die kürzlich bekannt gewordenen Bedingungen für den Vorverkauf von WM-Tickets, der am 1. Februar begann. Per Fax, Post oder via Internet können Fans bis zu vier Karten bestellen - allerdings nur, wenn sie ein dreiseitiges Formular vollständig ausgefüllt haben. Und genau dieses Formular ist der Zankapfel: In ihm sollen Kartenbesteller außer Name, Adresse, Geburtsdatum und Nationalität auch ihre vollständigen Ausweisdaten (Ausweis-/Passnummer, Ausstellungsbehörde, -land et cetera) sowie das unterstützte Nationalteam angeben. Eindeutig zu viele Daten, findet der Bielefelder Verein Foebud (www.foebud.org), bekannt durch sein Engagement in Sachen RFID und Initiator der „Big Brother Awards" für die schlimmsten Datensünden. Dazu kommt, dass die Abfrage mancher Daten - etwa des Geburtsdatums oder der Personalausweisdaten - in einem privatwirtschaftlichen Antrag nicht gerechtfertigt seien, so Foebud. Weiter kritisierte der Verein die erzwungene Zustimmung zur Datenspeicherung, die vom DFB angedeutete und in der Einwilligung vorgesehene Weitergabe der Daten an nicht näher bezeichnete Dienstleister sowie die unnötige Überwachungsstruktur auf der Basis von RFID-Chips, die nach Ansicht von Foebud lediglich eine Werbemaßnahme im Interesse des Sponsors und RFID-Herstellers Philips ist. „Bei der Internet-Registrierung müssen mehr Daten angegeben werden als beim Einwohnermeldeamt", monierte auch der Chaos Computer Club (www.ccc.de). Ebenfalls kritisch äußerte sich das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein ULD (www.datenschutzzentrum.de) in einer Presseerklärung. „Die Fußball-Weltmeisterschaft wird zu einem Überwachungsgroßprojekt missbraucht, mit dem Fußballfans vollständig kontrollierbar gemacht werden sollen", so Thilo Weichert, Leiter des Zentrums. Der Antragsteller werde im Unklaren gelassen, was mit seinen Daten geschieht. Außerdem stünde er mangels Alternativen nur vor der Wahl, entweder seine Daten preiszugeben oder auf die Teilnahme an WM-Spielen zu verzichten. Die erzwungene Einwilligung auf dem Antragsformular bezeichnete Weichert als „nicht mit dem Datenschutzrecht in Einklang stehend" und verwies darauf, dass niemand der Nutzung seiner Daten zu Werbezwecken zustimmen müsse. Eine ausführliche Kritik veröffentlicht das Landesdatenschutzzentrum auf seiner Website (www.datenschutzzentrum.de/allgemein/wmticket.htm).

iX, Hannover
Original: Nicht bekannt

© WWW-Administration, 08 Mar 06