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Höchste Sicherheit für die Filmrollen

Datenschützer empfehlen Freigabe von Downloads

Die Erfolge der Filmindustrie im Kampf gegen Internetkopien reichen als Abschreckung nicht aus. Doch die totale Kontrolle der Besucher könnte auch negative Auswirkungen haben.

Bielefeld/Paderborn (red). Wenn im Kinosaal das Licht erlischt, beginnt die Zeit für große Gefühle. Sollten sich Besucher in Zukunft aber beobachtet fühlen, weil die Kinobetreiber per Nachtsichtgerät die Fährte von Filmpiraten aufspüren wollen, könnten sich große Gefühle bald gegen das Kino selbst richten. Diese Befürchtung hegt nicht nur der Bielefelder Datenschutzverein „FoeBuD“, sondern auch Hans-Werner Renneke, der Betreiber des Paderborner Cineplex-Kinos. Er warnt davor die Kunden zu verprellen. Die harten Methoden gegen Raubkopierer und deren Hintermänner könnten zu einem Bumerang für die Filmindustrie werden. Sollten die Internetkopien weiter für Schaden sorgen und die Brache in Bedrängnis bringen, könnte Cineasten in OWL demnächst das blühen, was bei Pressevorführungen und Premieren schon heute an der Tagesordnung ist: „Da muss man durch Sicherheitsschleusen wie am Flughafen gehen. Es wird jedem das Handy abgenommen und die Taschen werden kontrolliert“, berichtet die Bielefelder Cinemaxx-Chefin Eliza Hanke von ihren Erfahrungen aus Kinos mit Hochsicherheitszonen.

Doch schon bevor solch ein Film überhaupt im Filmtheater ankommt, werde er bewacht wie Mona Lisa. „Ein Preview-Film kommt in viel bis sechs 35-Millimeter-Filmrollen zu uns, oft sogar mit verschiedenen Spediteuren. Die Rollen sind verplombt und versiegelt. Wir schneiden dann den Film bei uns zusammen und es ist immer eine Aufsichtsperson dabei, bis die Rolle nachts im Tresor liegt.“

Hans-Werner Renneke glaubt, dass trotz der Sicherheitskonzepte immer wieder Kopien an organisierte Kriminelle gelangten: „Da sind wohl oft hohe Summen im Spiel. Und irgendwer in der langen Vermarktungskette wird einfach mal schwach.“

Für Rena Tangens vom Datenschutzverein „FoeBuD“ sind die Sicherheitsmaßnahmen sowieso nicht mehr zeitgemäß. Ihr Verein unterstützt das Projekt „Fairsharing – Die Kulturflatrate“. Die Idee: „Wenn jeder beim Kauf von Aufnahmegeräten wie CD- und DVD-Brennern und bei Leermedien einen kleinen Aufschlag zahlt und eine Monatsgebühr zuzüglich zur jeweiligen Internetverbindung entrichtet, könnten Internet-Downloads legalisiert werden.“

Eine solche Pauschalvergütung ist für Autoren und Journalisten über die Verwertungsgesellschaft Wort bereits geregelt. In den Kaufpreisen für CD-Brenner, Kopierer und Computer sind deren Ansprüche mit anteiligen Beträgen abgegolten, die der Film- und Musikindustrie und ihrer Künstler nicht.

Rena Tagens hält einen solchen Ansatz für notwendig: „Man muss das Internet als neuen Verkaufsweg nutzen.“

Jens Reddeker

Neue Westfälische, Bielefeld, 27. Juli 2005
Original: Nicht bekannt

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