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Salat der Saison

Der Bielefelder Medienkünstler padeluun fordert staatlich geförderte Internet-Cafes

special: Auf dem 1. Leipziger Internet-Cafe-Kongreß haben Sie den Gastwirten Uninspiriertheit vorgeworfen. Steht es schlecht um die Cyber-Gastronomie in Deutschland?

padeluun: Ja. Die Wirte glauben, sie brauchten nur einen Rechner in ihre Kneipe zu stellen, Diät-Cola und Hacker-Pizza zu servieren, und fertig sei das Internet-Cafe.

special:Mögen Sie keine Pizza?

padeluun: Es geht eher um das Gesamtkonzept. So wie diese Läden derzeit aussehen, ist es auch kein Wunder, daß dort meist nur ein paar Chat-Süchtige rumhocken.

special: Das bremst den Run auf Cyber-Bars?

padeluun: Jede Minute am Terminal kostet Geld. Die Sessel stehen so weit auseinander, daß keine Kommunikation zustande kommt. Wer etwas fragt, muß Angst haben, sich eine Blöße zu geben. Dabei haben die Bedienungen selbst keine Ahnung.

special: Trotzdem plädieren Sie für die Einrichtung von gesponserten Mediencafes?

padeluun: Es ist eine politische Aufgabe, möglichst vielen Menschen die Teilhabe am Netz zu ermöglichen. Wenn wir keine Zwei-Klassen-Gesellschaft wollen, müssen Netztreffpunkte staatlich gefördert werden.

special: Eine elektronische Volkshochschule?

padeluun: Eher ein Netzwerk virtueller Dorfbrunnen. Nebenbei entstehen hier viele neue Arbeitsplätze. Mediencafes sollten helle, zentral gelegene Orte sein, wo Menschen Wissen und Anleitung bekommen, wo sie einen feinen Salat der Saison essen und einen guten Wein trinken können. Wer den Milchcafe zubereitet, sollte auch am Terminal helfen können. Zur Abrundung gäbe es Seminare und Vorträge, etwa über künstliche Lebewesen. Das Wichtigste: Aus der Cyber-Begegnung würde dort wieder eine reale.

SPIEGEL spezial 3/1998


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