Die technischen Voraussetzungen für die weltweite Computerkommunikation sind mittlerweile geschaffen, nun gilt es sie mit Inhalten zu füllen. Das meint zumindest padeluun, Künstler aus Bielefeld, der sich seit einigen Jahren dieser Aufgabe angenommen hat: "Viele Firmen haben noch nicht erkannt, daß die Kommunikation selbst eine Ware ist, mit der man Geld verdienen kann." Auf diesem Gedanken fußt seine Idee des Mediencafés - einer Begegnungsstätte (Halle 15), in der sich Dienstleister und Ratsuchende treffen. Hier soll der richtige Umgang innerhalb des Netzes erlernt und Inhalte gefunden werden, die dieses Medium als effektives Arbeitsmittel für den Menschen rechtfertigen.
Einer dieser Nutzen könnte laut padeluun die Verwandlung von Regierung in Koordinierung sein. Dieser basisdemokratische Gedanke begleitete die Netzwelt seit ihrer Entstehung in Deutschland. Erstmals ist ein Medium verfügbar, das nicht nur Information und Unterhaltung gebündelt dem Konsumenten anbietet, sondern es dem Nutzer leicht macht, seine eigenen Ideen einzubringen und sie einem großen Personenkreis zugänglich zu machen.
Noch werden von der Mehrzahl der Bürger Computernetze aber als undurchdringlich und viel zu kompliziert angesehen. Und selbst wenn sie den Weg in die Netzwelt finden, beschäftigen sie sich eher mit dem Abfragen von Datenbanken und dem Überspielen von Software.
Das Ziel von FoeBuD e.V., Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs, ist es, den Bürgern die Dimension: "Mehr Demokratie durch Bürgernetze" zu eröffnen. Dazu wollen sie in ihrem Mediencafé Dienstleistungen für Einsteiger anbieten, aber auch mit Firmen zusammenarbeiten, die, unter einem Dach vereint, direkten Service anbieten können. Padeluun weiß, daß es noch lange dauern wird, bis in allen großen Städten der Bundesrepublik aus den Mediencafés der Kaffeeduft vermischt mit Tastaturgeklimper strömt. Seiner Meinung nach kann aber nur auf diese oder eine ähnliche Weise institutionalisiert der Umgang mit dem neuen Medium erlernt werden. "Es ist zu spät, wenn wir erst in zehn Jahren feststellen, daß durch die Vernetzung alles ganz fürchterlich geworden ist."
Messezeitung, 8.3.1995