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Medica 2005: Fern-Diagnose per High-Tech

Medizinmesse in Düsseldorf startet mit 4.400 Ausstellern

Mit Mobilfunk und Speicherchips will die Medizinbranche für mehr Sicherheit sorgen. Auch Fern-Diagnosen per High-Tech sind möglich - wie, das verrät die Medica 2005.

Eine Frau betritt die Säuglingsstation. In einem unbeobachteten Moment nimmt sie ein Baby aus dem Bettchen und verschwindet mit dem Kind unbemerkt aus der Klinik. Fußbänder mit Chips, die Babys kurz nach der Geburt angelegt werden, sollen derartige Entführungen künftig erschweren. Die Firma Arcor nutzt dafür die RFID-Technologie (Radio Frequency Identification), die sie auf der Medizinmesse Medica in Düsseldorf vorstellt. Insgesamt 4.400 Aussteller aus 67 Nationen präsentieren von Mittwoch (16.11.05) bis Samstag (19.11.05) Innovationen, Technologien, Produkte und Dienstleistungen für den medizinischen Bereich. Einen Schwerpunkt der Medica 2005 bildet die technische Übermittlung und Auswertung von Daten für mehr Sicherheit sowie eine bessere Diagnose und Therapie von Patienten.

TV-Visite im Wohnzimmer So sendet der RFID-Chip im Fußband des Babys Informationen über den kleinen Patienten an Auslesestationen. Bei der digitalen Visite kann sich der Arzt mit Hilfe des Chips über bisherige Diagnosen und Behandlungen informieren. Auch Verwechslungen sollen so zu einem großen Teil ausgeschlossen werden. Wird das Baby zudem von einer unberechtigten Person von der Station gebracht oder das Band entfernt, ertönt ein Alarmsignal. Auch erwachsene Patienten sollen künftig von den Bändern profitieren: Medikamente und Pflegeleistungen könnten besser abgestimmt werden, so der Hersteller. Zu einer besseren Versorgung von chronisch kranken Patienten will die Firma Philips beitragen. Sie stellt auf der Medica die Arzt-Visite im heimischen Wohnzimmer via Fernseher vor. Menschen, die etwa unter Herzschwäche leiden, sollen so zu Hause ärztlich betreut werden. Mit Hilfe eines Zusatzgeräts, das an den Fernseher angeschlossen wird, kann der Patient täglich Blutdruckwerte, Angaben zum Gewicht oder Beschwerden wie Schwindelgefühle an den behandelnden Arzt oder die Klinik weitergeben.

Patientenzimmer mit Internetanschluss Auf diese Weise erhält der Mediziner einen kontinuierlichen Überblick über das gesundheitliche Befinden des Patienten. Der Arzt kann via TV Ratschläge geben oder auf Verschlechterungen schnell mit einem Hausbesuch oder einer Einweisung in eine Klinik reagieren. "Die Technologie bietet außerdem die Möglichkeit, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen und damit Kosten zu senken", erläutert Michel Rodzynek von Philips Medizin Systeme. Allerdings muss ein Patient, dessen Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt, monatlich etwa 80 Euro für die "TV-Visite im Wohnzimmer" bezahlen.

Für eine direkte Kommunikation mit dem Arzt sorgt ebenfalls ein Herzschrittmacher-Implantat der Firma Biotronik. Das Implantat übermittelt Daten über die Herzfunktionen des Patienten an einen "Cardio Messenger". Das Gerät leitet ähnlich wie ein Mobiltelefon Informationen automatisch über ein medizinisches Service-Center an den Arzt weiter. 15.000 Herzschrittmacher-Patienten in Deutschland nutzen bereits das Implantat. Zusätzliche Kosten: 50 Euro im Monat für das Mobilfunk-System. Das vernetzte Patientenzimmer stellt die Firma Siemens auf der Medica vor: Am Krankenbett kann der Arzt über Computer die Patientenakte einsehen. Aber auch der Patient soll sich über eine Datenbank über Operationen oder Gesundheitstipps informieren können. Zusätzlich gibt es Internet, Fernsehen und Telefon gegen Krankenhaus-Langeweile.

Anna Kirberich

Westdeutscher Rundfunk Online, Köln, 16. November 2005
Original: http://www.wdr.de/themen/gesundheit/1/medica/051116.jhtml

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