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Diagnose: Unvorstellbar

Niemand könnte Handys orten. Kontodaten würden nicht gesammelt und schon gar nicht dem US- amerikanischen Geheimdienst übermittelt. Die Polizei hätte keinen Zugriff auf die Daten von jährlich 29 Millionen Schiffspassagieren. Hotelketten und Kreditkarteninstitute würden weder unsere Kauf- und Essgewohnheiten noch die Titel der Pay-TV-Filme speichern, die wir spät in der Nacht alleine im Hotelzimmer anschauen. Paybacksysteme würden nicht für die Erstellung von Kundenprofilen genutzt.

Ermittlungsakten der Polizei würden nicht in frei zugängliche Internetbereiche gelangen. In deutschen Behörden wären in den vergangenen drei Jahren nicht 500 Computer samt Daten gestohlen worden. In Großbritannien würden weder CDs mit den kompletten Sozialdaten von 25 Millionen Briten noch Speichersticks mit Details über 84.000 britische Häftlinge spurlos verschwinden.

In Japan hätte niemand illegalen Zugriff auf 8,5 Millionen Rentnerdateien und die von 64 Millionen Rentenantragsstellern genommen. In den USA wären die Daten von 40 Millionen Kreditkarteninhabern nicht gestohlen worden. Es gäbe keine Vorratsdatenspeicherung von Telefon- und Internetverbindungen. Mit RFID-Chips in Waren hätte niemand etwas Unrechtes vor. Niemand würde biometrische Daten speichern. Man könnte keine Wahlcomputer manipulieren.

Beim Internetauktionshaus eBay hätte man erfolgreich verhindert, dass Cyber-Kriminelle Klardaten und Kontoverbindungen ihrer Kunden abfragen. Es wäre kein gebrauchter Bankcomputer mit den Daten von 100 Millionen britischen Bankkunden für 44 Euro bei eBay versteigert worden. Es gäbe keine englischen Geheimdienstoffiziere, die beim Losfahren die kompletten Datensätzen von 600.000 Angehörigen der Royal Navy und der Royal Air Force auf dem Autodach liegen lassen.

Den Begriff "Bundes-Trojaner" hätte noch nie jemand gehört. Die Meldedaten von 15 deutschen Kommunen - 500 000 Bürgern - wären nicht monatelang im Internet jedermann frei zugänglich gewesen. Callcenter hätten weder die Kontodaten von sechs Millionen Kunden der Süddeutschen Klassenlotterie illegal verkauft noch heimlich Zugriff auf Daten von Telekom-Kunden genommen. Und: Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse hätte dem US-Gesundheitskonzern Healthways die Daten von 200 000 Mitgliedern nicht überlassen.

Wenn Sie jetzt immer noch glauben, mit der elektronischen Gesundheitskarte und all Ihren sensiblen Gesundheitsdaten auf sechs zentralen Servern wäre kein illegaler Zugriff und kein Missbrauch möglich, dann fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Infos: www.stoppt-die-e-card.de

Dr. med. Bernd Hontschik

Frankfurter Rundschau Online, Frankfurt, 30. August 2008
Original: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1586310&em_loc=1739

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