Die bekannte Netzkünstlerin und Bürgerrechtsaktivistin Rena Tangens hat für das kommende Jahr ein Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen zugesprochen bekommen. Mit den Mitteln will die Mitbegründerin des Vereins zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs FoeBuD auf die Auswirkungen von Überwachungsmaßnahmen auf Menschen im öffentlichen Raum aufmerksam machen.
Als Thema der geförderten künstlerischen Arbeiten sollte das von dem russischen Medientheoretiker Lev Manovich begründete Konzept des "augmented space" behandelt werden. Manovich bezeichnet so den uns umgebenden Realraum, der zunehmend mit digitalen Informationen angereichert und durchsetzt ist. Für die Förderung hatten sich 40 verschiedene Künstlerinnen beworben.
Für das Jahr 2006 bekam die Düsseldorfer Künstlerin Anne Pöhlmann die Förderung zugesprochen – sie arbeitet an dem Projekt "Skater im erweiterten Raum". Diese hätten Zwischenräume und zweckfreie Zonen in romantisch besetzte Freiräume der Großstadt umfunktioniert.
Rena Tangens widmet sich Manovichs These, dass der erweiterte Raum gleichzeitig auch überwachter Raum sei. Mit ihrer Arbeit will sie zeigen, welche Auswirkungen tatsächliche und erwartete Überwachung auf das menschliche Verhalten habe. Ihr Projekt trägt den Titel "Citizens need parks, netizens need privacy". Mit Datenschutz kennt sich Tangens aus: Sie organisiert seit dem Jahr 2000 die jährliche Verleihung des deutschen Big Brother Awards.
Mit den Stipendien will die Landesregierung die Künstlerinnen anregen, anspruchsvolle Projekte zu realisieren. "Wir setzen uns dafür ein, dass Medienkünstlerinnen ihren Weg weitergehen können", erklärt Theda Kluth von der Düsseldorfer Staatskanzlei. Das Thema des Stipendiums wurde gewählt, um weitere Ausstellungen auf diesem Gebiet zu inspirieren – im Jahr 2010 ist das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas und will sich gerade mit medienkünstlerischen Arbeiten als moderne Metropole präsentieren. Betreut werden die Projekte vom Dortmunder Hartware MedienKunstVerein.
Tangens erhält die Förderung von insgesamt 7600 Euro im ersten Halbjahr des kommenden Jahres. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass im kommenden Jahr noch Mittel für die Kulturförderung im Landeshaushalt vorgesehen sind.
Torsten Kleinz
Heise Online, Hannover, 14. Juli 2006
Original: http://www.heise.de/newsticker/meldung/75462