Wo die Grenzen der Pressefreiheit liegen, bestimmt das Gesetz. Doch die genaue Grenzziehung wird immer wieder ausgehandelt. Es ist kein Geheimnis, dass auch diese kleine Wochenschau und der Verlag, der sie veröffentlicht, sich dabei Beulen holten. Es passierte in einem Satz zur Realitätsverschiebung eines Anwalts, der eine Passion für Waffen hatte. Das Ganze illustriert mit einem Link zu militärisch drapierten Bildern, auf die der Anwalt selbst hingewiesen hatte. Den Vorgang bewertete das Gericht als Verletzung des Persönlichkeitsrechtes des Abgebildeten. Nun hat der Anwalt zur Waffe gegriffen in einer Situation, die er als auswegslos betrachtete und Suizid begangen. In einer Pressemeldung des FoeBuD zu seinem Tod wird die Ambivalenz deutlich, mit der die Netizen auf die Nachricht reagierten: "Nicht jeder mochte ihn, aber wir kamen immer mit ihm klar – obwohl auch wir nicht alles schätzten, was er so angestellt hat. [...] Er hat unseren Lebensweg bereichert; wir bedauern, dass wir in stürmischen Zeiten uns nicht besser um ihn kümmern konnten." So endete das Leben eines intelligenten Menschen, der sich selbst sein größter Feind war. Er fand Lücken im deutschen Rechtssystem, die er ohne Hemmungen ausnutzte. Einer von denen, die durch den Anwalt in den Bankrott getrieben wurden, schrieb in seinem Nachruf: "Er hätte als Techniker und Jurist so viel erreichen können, er hätte die nichtsahnenden Juristen fortbilden können in Sachen EDV. Es war aber seine Entscheidung, lieber negativ zu wirken. Dabei ist er nicht einmal reich damit geworden, sondern krank und einsam. Es soll uns eine Warnung sein. Wer mit den Menschen arbeitet, statt gegen sie, der hat am Ende mehr."
Hal Faber
Heise Online, Hannover, 28. Februar 2010
Original: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Was-war-Was-wird-942309.html