Bielefeld (niw). Der in Bielefeld lebende „padeluun" legt größten Wert darauf, dass man seinen Namen klein schreibt, da er als Person nicht so bedeutend sei. Der Künstler wird beim „Punk-Kongress 2004", der am Mittwoch in Kassel begonnen hat, neun Super 8-Filme zeigen.
Wie ein typischer Punk sieht padeluun nicht aus: Er trägt einen grauen Overall, kombiniert mit Krawatte und Birkenstocklatschen. „Punksein hat nichts mit „Uniformierung zu tun", sagt Rena Tangens, Mitstreiterin von padeluun. „Der eigentliche Kampf fand auf den Straßen statt", erklärt der Künstler. „Zur Punkkultur gehört mehr, als sich zu betrinken, eine Irokesenfrisur zu haben und dreiakkordige Gröhlmusik zu hören", so padeluun, der seinen bürgerlichen Namen nicht preisgibt, weiter.
Viel sei er gereist und habe stets für gesellschaftliche Verbesserungen und die Aufbrechung der bestehenden Machtstrukturen gekämpft. Der Punk ist also politisch.
1984 ist padeluun nach Bielefeld gekommen. Die Stadt habe seit jeher eine vielseitige Kunst und Kulturszene, da sind sich padeluun und Rena Tangens einig. Vor 20 Jahren hätte es hier zwölf Auftrittsorte für freie Künstlergruppen, in Berlin lediglich nur drei bis vier, gegeben. „Wenn man mit den Bielefeldern erst einmal warm geworden ist, möchte man sie nicht mehr missen", ergänzt Rena Tangens.
Anfang der 80er Jahre hat sich padeluun in Berlin aufgehalten und dort den Aufruf gestartet, dass Filmemacher ihm doch ihre Werke zur Verfügung stellen sollen. Mit 35 erhaltenen Kurzfilmen tourte padeluun durch die Republik. Das war 1981. Jetzt, 23 Jahre später, sind nur noch einige Filme davon erhalten. Eine Auswahl dieser Streifen wird unter dem Titel „Alle Macht der Super-8" auf dem „Punk-Kongress" in Kassel gezeigt werden. Die Filmauswahl traf Dirk Heuer, Mitorganisator des Kongresses.
Was mit den restlichen Filmen passiert ist, weiß niemand so genau. Der Film von Blixa Bargeld, Aushängeschild der Band „Einstürzende Neubauten", hat seinen Film angeblich in einem Schuhkarton im Keller verstaut. Ob Blixa sich noch in den Keller bemüht und den Film padeluun rechtzeitig zukommen lässt, ist ungewiss, so der Filmverführer.
Mit Yana Yo und Axel Brand, von beiden wird padeluun Kurzfilme zeigen, ist der Künstler nach wie vor befreundet. Die Super-8-Filme sind zwischen sechseinhalb und 22 Minuten lang. Besonders brisant ist das Werk von Andrea Blesenkemper, das schlicht „Schimmel" heißt und dokumentiert, wie Blesenkemper einen Selbstmordversuch begeht. Gestorben sei sie dabei nicht, erzählt padeluun und fügt hinzu: „Sie hat sich später beschwert, dass wir vor Schreck ganz starr waren und uns nicht ums Filmen gekümmert haben."
Maßgeblich seien die Super-8-Filme an der Entstehung von Musikvideos, mit all ihren hastigen Bewegungen und Schnitten beteiligt gewesen, da ist sich der untypische Punkveteran sicher. Ein bisschen aufgeregt ist padeluun schon, er ist gespannt, was aus seinen einstigen Mitstreitern geworden ist. Ob wohl einer der Teilnehmer stilsicher mit Iro und Rasierklingenkette kommen wird? Padeluun sicher nicht, er wird wohl sein Markenzeichen, den grauen Arbeitsanzug, tragen.
Neue Westfälische, Bielefeld, 24. September 2004
Original: Nicht bekannt