Von Arno Ley
Für Beraterfirmen, Werbeagenturen und natürlich die Computerdienstleister ist der eigene "Auftritt" im Netz inzwischen selbstverständlich geworden. Neben den größeren präsentieren sich zunehmend auch kleinere Produktionsunternehmen im World-Wide-Web. Zumeist zielt das Angebot allerdings auf die Selbstdarstellung. Firmenstatistiken und Jahresberichte, garniert mit den Fotos der aktuellen Produkte sowie Anschriften von Tochter- und Zweigbetrieben, sind via Computeranschluß zu beziehen.
Was die interessante Verpackung nüchterner Fakten anbelangt, setzt der Bielefelder Präservativhersteller ,,Ritex" Akzente. In schrillen Farben liefert die Gummifabrik Anzüglichkeiten zum Thema Kondom. Insbesondere für "nachtaktiven Computerfreaks" hält das Unternehmen einen themenbezogenen Mousepad bereit: "Oberfläche seidig glatt, Boden sanft und griffig".
Wer nun allerdings hofft, unter der Ritex-Adresse Tips aus dem horizontalen Gewerbe zu finden, wird eines Besseren belehrt. Die Firma versucht unterhaltsam, über Empfängnis- und Krankheitsverhütung zu informieren.
Den unmittelbaren Verkaufserfolg im Internet sucht der Bielefelder Fahrradversand ,,bicycles AG". Er nutzt die sekundenschnelle Aktualität des Mediums für einen virtuellen Winterschlußverkauf. Auslaufmodelle können Online geordert werden. Bezahlt allerdings wird nach der altbekannten Methode: per Nachnahme. Das Internet-Angebot wird darüber hinaus garniert mit einer "Pinnwand" rund um das Thema Fahrrad sowie einigen mitunter nicht mehr ganz frischen "Hotnews" aus der Zweiradszene.
Aktuelle Nachrichten zum eigenen Nutzen liefern da schon zwei Diskotheken aus der Region, Das Liberty in Vlotho und das PC 69 in Bielefeld kündigen die nächsten Auftritte an. Die Darstellung im Netz ist allerdings biedere Hausmannskost. Das Flugblatt und die So-fortbildkamera haben den Computer entdeckt.
Mit deutlich mehr Pep stellt sich dagegen eine kleine Bar in der Bielefelder Innenstadt vor. Bei entsprechender Software sowie Soundkarte und Lautsprechern liefert das Boca-Chica Saisa-Rhythmen zur Cocktailkarte.
Zudem hilft der Computer bei der Auswahl des Mixgetränkes. In einer Suchabfrage können die Zutaten nach Wunsch eingegeben werden. Das Ergebnis im Netz bleibt allerdings auch bei verlockendstem Angebot immer das gleiche: das Programm macht allenfalls durstig - das ersehnte Getränk gibt es bisher nur im richtigen Leben.
NW 1.3.1997