geb: Nein, ich bin nicht geboren. Ich bin entstanden: am 18.5.1976 - der Körper, den ich benutze ist ein bißchen älter...
Der erste Computer
Rena Tangens Sinclair und der Spectrum vom Messinghof (Kassel). Ach ja und zuallerst war da so ein Commodore-Rechner bei Konrad Becker im Studio. Es war die Nacht der Nächte... So um 1991 herum.
Das erste Mal im Netz
Ich bin leider nicht befugt, Ihnen darüber Auskunft zu geben (hey, damals war das doch noch kriminell!) Dann machte ich meinen Netzfahrschulkurs bei Reinhard Schrutzki in der Clinch-Box und bin dann zum GeoNet-User aufgestiegen. Aber mit ZERBERUS ging's dann erst richtig los...
Beruf oder Studium oder...
Künstler (ich habe zwar nie studiert, bin aber Inhaber eines
abgeschlossenen Kunststudiums - dann war doch noch irgendwas mit
'Visueller Kommunikation'.
Internet
Früher sagten wir MailBoxen, heute sagen wir Internet.
Geschwindigkeit
Derzeitige Situation: Für Spielkram zu langsam, für's Arbeiten zu
schnell. Demnächst: Das Unterhaltungsproletariat will beim Spielen
überhaupt nicht mehr gestört werden, und wer arbeitet, braucht immer
noch kein schnelleres Netz...
Demokratie
Wäre eigentlich eine gute Idee. Ist aber leider zu teuer. Aber sollte
trotzdem endlich mal probiert werden.
Zukunft real
Lieber reich als berühmt". Und mehr Bücher veröffentlichen. So auf
richtigem Papier...
Wünsche und Träume
Das Paradies auf Erden (nein, wenn das langweilig wäre, wäre es kein
Paradies). Dazu werden ein paar MegaMark benötigt, damit endlich auf
professioneller Ebene die Erfahrungen unseres "BieleFELDversuchs"
umgesetzt werden können. Dazu muß die Internetbegeisterung erst mal
einer nüchternen Analyse weichen, damit die ganzen NetzNerds (die mit
dem gierigen Glitzern in den Augen) endlich begreifen, daß sie
momentan noch ein Problem und mitnichten eine Lösung haben...
Der FoeBuD in Bielefeld...
... heißt mit ganzem Namen "Verein zur Förderung des öffentlichen
bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V." und ist eine Vereinigung,
die durch die Bezeichnung "Computerclub" nur unzureichend
charakterisiert wird. Hier treffen Menschen mit den
unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Der FoeBuD richtet sich in
erster Linie an Menschen vor dem Computer: Technikinteressierte sind
hier ebenso vertreten wie Menschen, die sich in den Bereichen Politik,
Umwelt oder Menschenrechte engagieren, Männer wie Frauen.
Jeden Monat findet die Veranstaltung PUBLIC DOMAIN statt, mit
Vorträgen und Aktionen zu Themen aus dem Bereich Zukunft und Technik,
Wissenschaft und Politik, Kunst und Kultur. Jede Woche gibt es ein
Treffen in einem Café wo sich die Aktiven in großer Runde zum
Gedankenaustausch einfinden, und das gleichzeitig auch Anlaufpunkt für
alle Interessierten ist.
Der FoeBuD unterhält in den eigenen Räumen die Mailbox //BIONIC. Hier
befinden sich auch das Archiv, öffentliche Terminals sowie eine kleine
Teeküche - ein beliebter Treffpunkt. Nicht nur auf der jährlichen
Computermesse CeBIT in Hannover ist der FoeBuD seit einigen Jahren mit
einem eigenen Stand vertreten, auch an anderen Congressveranstaltungen
und Messen beteiligt er sich aktiv mit eigenem Programm.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Design anwenderfreundlicher
Software, Veröffentlichung allgemeinverständlicher Fachliteratur und
Kommunikationsdesign im weitesten Sinne, beispielsweise Konzeption und
Organisation eines Mediencafé ("Globaler Dorfbrunnen"). Hier werden
Ideen erdacht und Lösungen entwickelt.
Historisch. Futuristisch.
Es begann in einer Galerie: Bei Art d'Ameublement in Bielefeld wurde
1985 zum ersten Mal ein Computerclub als Kunstwerk ausgestellt. Von
dort bis zur PUBLIC DOMAIN war es nur noch ein kleiner Schritt -- die
KünstIerInnen Rena Tangens und padeluun konzipierten diese monatliche
Veranstaltung, um aufzuzeigen, wieviel kreatives Potential im Bereich
Technik, Wissenschaft, Kultur und Neue Medien steckt.
Die Veranstaltungen waren auf Anhieb ein großer Erfolg und
entwickelten sich schnell zunächst zum Treffpunkt der Bielefelder und
später dann der bundesweiten Szene. 1987 gründeten Menschen, die sich
bei der PUBLIC DOMAIN zusammengefunden hatten, den FoeBuD e.V. Die
Besucherzahlen stiegen und stiegen, längst hatte es sich
herumgesprochen, daß die PUBLIC DOMAIN jedesmal ein gesellschaftliches
Ereignis ist, das den Rahmen des üblichen sprengt. Viele Besucherinnen
und Besucher reisen z.T. erheblich mehr als hundert Kilometer weit
an.
Feminines Computerhandling
Im Computerbereich immer noch nicht selbstverständlich, deshalb
erwähnenswert: Im FoeBuD arbeiten etliche Frauen an entscheidender
Stelle. Es gibt hier keine Frauenföderung im Sinne von
Entwicklungshilfe, die darauf abzielt, Menschen irgendeinem
Industrie-Standard anzugleichen. Vielmehr werden beim FoeBuD
unterschiedliche Motivationen im Umgang mit Technik bewußt
wahrgenommen. Der soziale Kontext spielt ebenso wie die individuellen
Qualitäten eine wichtige Rolle. Weiterhin wird großer Wert darauf
gelegt, Vielfalt, Experimentierfreude und eine gewisse Wachheit und
Offenheit zu Die eher ganzheitliche Herangehensweise von Frauen an
Anwendungen, die Vorliebe für andere Spiele und der andere Stil beim
Programmieren bis hin zur (Fach-)Sprache sind eine eigene kulturelle
Qualität. Der FoeBuD versucht, den Austausch im Umgang mit dem Rechner
und im Umgang miteinander zu fördern und für Frauen und Männern die
Entwicklung einer eigenen Identität zu ermöglichen.
Datennetze - Netzstrukturen
Der FoeBuD setzt sich unter anderem für die allgemeine Zugänglichkeit
öffentlicher Informationen über MailBox-Netze ein. MailBoxen sind das
einzige Neue Medium, das nicht nur interaktiv ist, sondern auch die
bisher unüberwindliche Grenze zwischen Produzenten und Konsumenten
aufhebt. Jede und jeder kann nicht nur lesen, sondern auch schreiben -
kommentieren, anfragen und selbst veröffentlichen - ohne Zensur. Die
deutschsprachigen Bürgemetze Z-NETZ und CL sind unabhängig und
besitzen eine dezentrale Netzstruktur. Sie ermöglichen lokale und
weltweite Kommunikation für alle zum Telefon-Ortstarif.
Damit alle (also auch diejenigen, die keinen Computer, kein Modem oder
Telefon haben) die Chance haben, an dieser Kommunikation teilzunehmen,
fordert der FoeBuD öffentliche Terminals, z.B. in Bibliotheken und in
eigens dafür geschaffenen Räumen wie den geplanten Mediencafés. Dort
sollen nicht nur die technischen Möglichkeiten vorhanden sein, sondern
auch qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, das den kompetenten
Umgang -technisch und inhaltlich - damit vermitteln kann. Denn was
nützt eine allgemein zugängliche Umweltdatenbank, wenn ich nicht weiß,
wie die Informationen abzufragen oder wie sie zu deuten sind.
Im kleinen Rahmen passiert das schon in den Räumen des FoeBuD, wo sich
neben der Mailbox //BIONIC auch das Archiv, öffentliche Terminals und
eine winzige Teeküche befinden. Was hier bereits läuft - bisher
ehrenamtlich und mit großem persönlichen Engagement - kann als
Labormodell betrachtet werden, das nun durch eine öffentliche
Finanzierun auf die nächsthöhere Stufe der Entwicklung gestellt werden
muß, damit das hier auf engstem Raum versammelte wertvolle Know-How
für die Allgemeinheit nutzbar gemacht werden kann.
Techno-Kultur - Kulturtechnik
Dem FoeBuD geht es um die Förderung eines "schöpferisch- kritischen"
Umgangs mit Wissenschaft und Technik: Ganzheitliches Herangehen an
Probleme, kreative und unkonventionelle Lösungen suchen und
interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der FoeBuD will zum einen
Forschungs- und Entwicklungsprozesse aktiv mitgestalten und zum
anderen wissenschaftliche Erkenntnisse aus Bereichen wie Biologie,
Physik und Informatik ebenso wie Pädagogik, Psychologie und
Kommunikationswissenschaft für den Alltag einzusetzen.
Unsere Welt wird immer komplexer, das verfügbare Wissen nimmt täglich
zu, Probleme spielen sich schon längst nicht mehr nur lokal oder
innerhalb einer Fachdisziplin ab. Eine Vielfalt von Wechselwirkungen
will bedacht werden, Wahrnehmung und Sprache verändern sich durch die
Medien. Ebenso sind neue Kulturtechniken gefragt, beispielsweise ein
sinnvoller Umgang mit einem Überangebot an Information. Das
Informationszeitalter hat längst begonnen. Über die Bedeutung von
Streitkultur, Datenschutz und Privatsphäre in der Demokratie muß neu
nachgedacht werden. Umwälzungen in der Technik haben immer auch
Auswirkungen auf das soziale Verhalten der Menschen - ein Bewußtsein
für eine zeitgemäße Kultur muß aber erst geschaffen werden.
Der "Biele-feldversuch"
Jeden Dienstag treffen sich beim FoeBuD Mitglieder, MailBox-NutzerInen
und Interessierte zu einer zwanglosen Gesprächsrunde, in der Themen
aufgearbeitet und neue Ideen ausgebrütet werden. So finden sich
bereits heute in vielen auswärtigen Projekten Ideen und
MitarbeiterInnen aus Bielefeld.
Mit dem "Bielefeldversuch" ist ein Kristallisationspunkt verschiedener
Interessen, Fähigkeiten und Talente entstanden. Für einige bietet der
FoeBuD den essentiellen Freiraum zum Experimentieren, für andere ist
er ein Berufs(er)findungslabor oder eine innovative
SoftWare-Schmiede. Eine Bielefelder Zeitung sprach davon, daß hier der
Expertennachwuchs der Region gemacht wird und für Art d'Ameublement
liegt der Schwerpunkt natürlich auf dem künstlerischen Aspekt.
Es gilt, eine umfassende Konzeption mit Modellcharakter zu entwickeln,
um innovative Ideen, soziale Verantwortung und kritischen Geist zur
Entfaltung zu bringen und zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft
für uns alle einzusetzen.
Unterstützen Sie unsere Arbeit: Über Menschen, die bei uns mitarbeiten wollen, freuen wir uns ebenso wie über Spenden und Förderrnitgliedschaften, die uns ermöglichen, unser Projekt zu finanzieren!
Gebrauchsdaten
Adresse: Marktstr. 18, D-33 602 Bielefeld
Telefon: +49-521-175254 (mo-fr 17-19 Uhr)
Fax: +49-521-61172
E-Mail: padeluun@bionic.zerberus.de
Web-Seite: www.foebud.org
c/o Art d'Ameublement
SVZ-Online, 1996