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Minister für Gewalt-Videos

Innenminister Behrens öffnet Düsseldorfs Altstadt für die Videoüberwachung. OB-Erwin will noch mehr Kameras. Die zunehmende Überwachung bleibt weiter umstritten.

NordrheinWestfalens Innenminister Fritz Behrens (SPD) hat gestern in Düsseldorf die insgesamt dritte Videoüberwachung in NRW eingeweiht. Nach den Innenstädten von Bielefeld und Mönchengladbach wird jetzt auch die Düsseldorfer Altstadt von vier Kameras überwacht. Grund hierfür sei der permanente Anstieg von Straftaten am Eingang zur Kneipenmeile. Werden Straftaten beobachtet, sind die Polizisten schnell vor Ort, um einzugreifen; sagte der Düsseldorfer Polizeipräsident Michael Dybowski. In Bielefeld und Mönchengladbach hatte die Polizei nach Angaben von Behrens mit dieser Art der Abschreckung gute Erfolge erzielt. „Auch für eine bloße Verlagerung der kriminellen Brennpunkte hat es keinerlei Anzeichen gegeben." Eine Aussage die umstritten ist. Als Pilotprojekt für Videoüberwachung im öffentlichen Raum wurde in Bielefeld von Februar 2001 bis März 2002 ein öffentlicher Park überwacht. „Die Zahl der Straftaten im Ravensberger Park ging aber bereits von 1999 auf 2000 entscheidend zurück - nämlich von 110 auf sechs“; heißt es in einem Papier des Bielefelder Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V. (FoeBuD), „Videoüberwachung verhindert keine, Straftaten", sagt Rena Tangens von FoeBuD. Es finde statt dessen eine Verlagerung in andere Stadtteile statt. Ein Modellversuch in England habe zum Beispiel bewiesen, dass allein schon eine hellere Straßenbeleuchtung Verbrechen verhindere. „Wer überfallen wird, braucht sofortige Hilfe“; sagt Tangens, „die Aufzeichnung hilft allenfalls der ermittelnden Polizei." - und den Herstellern der Überwachungselektronik. Dass die Aufstellung der Kameras in Düsseldorf wohl nicht das Ende bedeuten, lässt sich an Äußerungen von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) ablesen. Er fordert mehr Transparenz auf der Königsallee. „Die Kö braucht dringend eine eigene Wache und Videokameras", sagte er im Express. Grund hierfür war ein Millionen-Überfall auf einen Juwelier. „Was ist das nur für eine Polizei, die sich bei einer Schießerei versteckt?“, fragt Erwin weiter. Hinter der Videokamera haben die Schutzleute vermutlich mehr Spaß. Zumal ein Juwelier jetzt sogar für „Wachleute mit Maschinenpistolen" plädiert.

taz NRW, 28. April 2005
Original: Nicht bekannt

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