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Mein Handy gehört mir

Wirbel um AppGuard

Ein Smartphone sagt schon längst mehr über seinen Benutzer aus als das gute alte Tagebuch. Es weiss, wo man sich aufhält, es sieht, wofür man sich bei der Internetrecherche interessiert, und es kennt auch alle Freunde. Viele Apps geben diese Daten hemmungslos weiter. Gegen den «Datenklau» per Smartphone-App soll jetzt ein «AppGuard» helfen. Der virtuelle Wächter aus der Feder einer Gruppe von Saarbrücker Informatikern soll Nutzern wieder ein Stück Kontrolle über ihr Gerät zurückgeben. «Die Taschenlampenfunktion am Smartphone braucht eigentlich keinen Internetzugang», sagt Stefan Lorenz, Geschäftsführer der Backes SRT GmbH. Doch häufig verlangten die kostenlos heruntergeladenen Applikationen Zugriff auf viele Daten und einen Internetzugang, um Werbung einzuspielen. Die Berichte über das automatische Auslesen ganzer Adressbücher, persönlicher Fotos oder von Lokationsdaten reissen nicht ab. Es gibt bereits eine Reihe technologischer Schutzansätze, sagt Leena Simon von der deutschen Datenschutzorganisation Foebud. Die «DroidWall» etwa ermöglicht es, den automatischen Internetzugang zu blockieren. Der «AppGuard», der sich des Permission-Systems bedient, soll es Nutzern leichtmachen, Rechte einzuschränken oder zu erteilen. Ausserdem wird protokolliert, welche Zugriffe stattfinden. Können solche Werkzeuge für mehr Datenschutz und Nutzerkontrolle bei den schon als Überwachungsgeräten der Zukunft verschrienen Smartphones sorgen? «Das würde ich mir wirklich wünschen», sagt Rena Tangens vom Foebud. «Doch in letzter Konsequenz müssen wir wohl nochmals über die Geschäftsmodelle all der Dienste und App-Angebote sprechen.» Solange man Quasi-Gratis-Apps mit persönlichen Daten bezahle, könne auch die Technologie nicht helfen. Android-Anbieter Google hat den «AppGuard» wie zum Beweis gleich wieder von seiner App-Plattform «Google Play» geworfen. Er kann vorerst nur über die Seite der Saarbrücker bezogen werden.

Monika Emert

Neue Zürcher Zeitung, 12. Juli 2012
Original: Nicht bekannt

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