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Privacy bei Payback - Bielefelder Datenschützer greifen Rabattsystem an

800 Leute sammeln Punkte mit derselben Kundennummer / Betreiberfirma klagt über Missbrauch und stellt Konto auf null

Von Sigrun Müller-Gerbes

"Payback" heißt auf deutsch so viel wie "Rückzahlung", und das versprechen alle an das Rabattsystem angeschlossenen Unternehmen ihrer Klientel. Datenschützer aber kritisieren, dass es um mehr geht als um Kundenbindung - um den gläsernen Konsumenten. Eine Initiative in Ostwestfalen versucht, solche Bestrebungen mit subversiven Methoden zu behindern.

Der Bielefelder Verein Foebud ("Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs") will dem Rabattsystem mit seiner "Privacy-Card" ein Schnippchen schlagen. Mit der nämlich mache "Datenschutz endlich mal wieder richtig Spaß", sagt Rena Tangens von Foebud, sonst sei das oft eine eher trockene, moralisierende Angelegenheit. Die Bürgerrechtler haben eine normale Payback-Rabattkarte samt Kundennummer und Magnetstreifen 1000 Mal kopiert und vertreiben sie an Freunde und Unterstützer.

Der Payback-Betreiber Loyalty Partner gibt seine Originale normalerweise an einzelne Personen aus, die dann bei angeschlossenen Unternehmen Rabatte sammeln. Dazu gehören Kaufhof, Obi-Baumärkte, Dea-Tankstellen oder die Optiker-Kette Apollo. Wer 1500 Punkte gesammelt hat, kann sich den Gegenwert von 15 Euro auszahlen lassen.

Bei jedem Einkauf bei einem der beteiligten Unternehmen wird die Karte elektronisch gelesen, das Kassensystem speichert Waren, Preise, Kaufdatum. Theoretisch lassen sich damit detaillierte Kundenprofile erstellen - wenngleich Loyalty-Sprecherin Nina Purtscher versichert, das sei nicht die Absicht ihres Unternehmens.

Mit der vervielfältigten "Privacy-Card" ist das auch gar nicht möglich. Denn statt einer Kundin samt Ehegatten sammeln inzwischen etwa 800 Menschen auf ein und dieselbe Kundennummer Rabatt-Punkte. "Wenn man diese Daten auswertet, kommen sehr vielfältige, merkwürdige Konsumgewohnheiten raus", meint Tangens. Die inzwischen 23 458 gesammelten Punkte werden allerdings nicht den Sammlern selbst gut geschrieben, sondern gehen an den Verein - als Selbstkostenbeitrag für die Produktion der Karte, wie Tangens versichert.

Die Aktion soll den Beteiligten keine direkten finanziellen Vorteile bringen, sondern vor allem Bewusstsein dafür schärfen, dass es heutzutage teuer geworden ist, die eigene Privatsphäre zu schützen. Denn wer auf das Payback-Plastikstück verzichtet, zahlt für alle Produkte zwischen einem und drei Prozent mehr. Zumindest diesen Aufpreis will die Bielefelder Initiative abschöpfen.

Foebud hat die Kampagne juristisch prüfen lassen und ist überzeugt, dass sie "völlig legal" ist und sämtliche Payback-Partner sogar die Pflicht haben, sie zu akzeptieren. Bei Loyalty freilich sieht man das anders. "Missbräuchliche Nutzung" lautet das Urteil der Hausjuristen, und deshalb sei die Karte auch schon seit Monaten gekündigt, teilt Sprecherin Purtscher mit.

Der Verein will die Kündigung allerdings nie erhalten haben, noch am 30. November ließ sich Tangens gut geschriebene Sammelpunkte auszahlen. Nach den ersten Anrufen interessierter Journalisten hat Loyalty allerdings schnell reagiert und das Punktekonto auf null geschaltet. Die Datenschützer aber bestehen auf Einhaltung ihres Vertrags und haben bereits einen Anwalt eingeschaltet: "Wir tun nichts anderes, als die Payback-Bedingungen kreativ auszulegen", sagt Tangens, "aber kreative Verbraucher scheint man dort nicht zu mögen."

Frankfurter Rundschau, 13. Dezember 2001

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