Von Frank Höfling
Über 20 Millionen Deutsche haben eine Kundenkarte. Vor allem der Prämien wegen. Dass lohnt sich kaum, findet Künstler und Kartenkritiker padeluun. Wie bei diesem Besteckset zum Beispiel.
padeluun
"Ich habe nun die Wahl, es für 99 Euro zu kaufen oder ich warte bis
ich die Punkte zusammen habe. 4900 Punkte. Da brauche ich dann mal bei
dem was ich einsetze ich schätze mal gut vier Jahre für."
Denn 4900 Punkte, die bekommt man im Kaufhof für Einkäufe über 4.900 Euro - mit der Kundenkarte des Marktführers Payback. Ähnlich das Verhältnis bei der kleinsten Prämie im Kaufhof.
padeluun
"Der kostet 16,90, ich könnte ihn für 1600 Punkte entsprechend 16 Euro
auch als Prämie bekommen. Ist aber nur der kleine, ich glaube ich als
Hobbykoch nimm lieber den großen."
Ein Schneebesen als Prämie für 1.600 Euro Umsatz. Ganz schön wenig meint padeluun. Aber es geht noch knausriger:
padeluun
"Ja eigentlich bekommt man nicht viel, das sind ein halber Cent pro
Liter, das heißt wenn ich mit dem Twingo irgendwie rumfahre, müsste
ich 42000 km fahren um dann die geringste Prämie die es gibt überhaupt
zu kiegen."
Und das ist bei DEA ein schlichter Werkzeugkasten. Rabattprämie auf den Kauf von 3.200 Litern Benzin. Auf den Literpreis umgerechnet beträgt der Nachlass weniger als ein halbes Prozent.
padeluun
"Kundenkarten sind kein Belohnungsprogramm. Weil wofür werde ich
belohnt, dafür dass ich einkaufen gehe? Nein, es geht ganz anders, ich
gebe etwas ab. Von mir wird was genommen. Nämlich meine Daten. Es wird
rausgefunden was ich einkaufe, meine Gewohnheiten werden abgescannt.
Und das ist definitiv keine Belohnung, sondern ich bezahle mit einer
der teuersten Sachen die ich habe, mit meiner Privatsphäre."
Die geht schon beim Antrag verloren
padeluun
"Bei ihnen gibt es doch diese wunderbaren Paybackkarten. Ich würde ja
gerne mal so einen Antrag ausfüllen."
Frau Kaiser
"Und zwar ist das eine kostenlose Angelegenheit"
padeluun
"Geburtsdatum, das brauch man für so was sowieso nicht."
"Freiwillige Angaben, Familienstand, Single, Paar, Verheiratet, Haushaltseinkommen."
Viele dieser Angaben sind freiwillig. Doch selbst Pflichtauskünfte wie Name und Adresse sagen viel über den Kunden aus.
padeluun
"Ich kann zum Beispiel hier schauen, ich habe hier bei irgend einem
Antrag den Kunden sowieso, den kenne ich nicht, über den gibt es
keinen Datensatz, aber der wohnt in der Marktstraße 20, da in der
Gegend habe ich Kunden, die ein so und so Konsumverhalten an den Tag
legen, also wird dieser Kunde ähnlich sein."
Und all diese Daten kann Payback an Partnerunternehmen weitergeben.
padeluun
"Ich muss erst dieses Kreuz machen, damit das nicht gilt. Das ist ganz
übel, weil hiermit sage ich, ihr dürft mit meinen Daten machen was ihr
wollt."
Und das Daten sammeln geht weiter - Mit jedem Einkauf. Denn wer an der
Kasse seine Kundenkarte vorlegt, vervollständigt damit auch sein
Kundenprofil. padeluun erläutert am Beispiel, wie das geht.
padeluun
"Die sind auch teuer, 85, 99, wer sich das teuere leitstet gibt
natürlich auch für andere Sachen mehr Geld aus und passt in eine ganz
andere Kundenschicht hinein."
Zusammen mit anderen Einkäufen entsteht so ein genaues Bild.
padeluun
"Ich würde jetzt mal typisieren auf intelligente Chefsekretärin.
Kauffreudig und kommt dann in der Kategorisierung in die
A-Kunden-Klasse."
Und diese Sekretärin bekommt dann von Payback plötzlich gezielt Werbung eines eleganten Unterwäsche-Händlers, der auch zum Payback-System gehört. Sie soll verführt werden zu kaufen, was sie sonst nicht gekauft hätte. Den passenden Köder hat sie dem Händler mit ihrem Einkaufsprofil selbst geliefert.
padeluun
"Ganz genau, darum geht das, das finde ich bei den Paybacksystemen
nicht so toll."
Frau Nadine
"Und warum nicht. Wenn sie gerade bei payback für sie ausgesuchte
Angebote vorgelegt bekommen, also sprich, sie werden angeschrieben und
es gibt ein tolles Angebot, wo sie schon vorher mal zugegriffen
haben?"
padeluun
"Weil ich mir gesagt habe, dass Payback mir sicherlich nichts schenken
wird aus Altruismus, sondern wenn geht es nur darum, aus mir noch ein
bisschen mehr Geld rauszukriegen."
Damit der Händler noch mehr am Kunden verdient. Die mickrigen Prämien zahlt er da gern für die perfekten Werbedaten.
padeluun
"Also ich denke, wenn man für Rabatte nicht gerne etwas mehr bezahlt,
sollte man das ganze Zeug einfach wegschmeißen."
Mitteldeutscher Rundfunk, 20. Februar 2003
Original: http://www.mdr.de/fakt/archiv/552237.html