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Roboter sind komisch

Bunker: Gero von Randow über "unsere nächsten Verwandten"

Von Anke Groenewold

Gero von Randow Bielefeld "Roboter könnten viel besser sein, wenn sie nicht so blöd wären, wie wir sie bauen", sagt Gero von Randow. Der Wissenschaftsjournalist ist aber überzeugt, daß die Entwicklung der maschinellen Spezies einen Sprung voran machen wird, wenn Roboter erst in der Lage seien, selbst eigene Nachkommen zu basteln. Dann werde sich die intelligente Maschine als "kommende Lebensform" durchsetzen. "Roboterzivilisationen sind nicht prinzipiell undenkbar", so Randow: "Ersetzen werden sie die Menschheit freilich nicht."

Bei seinen Recherchen schaute der "Zeit"-Redakteur Forschern über die Schulter, die in ihren High-Tech-Labors einen Traum träumen, der so alt ist wie die Menschheit: einen intelligenten, künstlichen Automaten zu erschaffen. Die Wissenschaftler sind euphorisch. "Ich habe eine Idee, und eine Woche später läuft sie im Labor herum", zitiert Randow einen Konstrukteur. Kein Wunder, daß die Artenvielfalt momentan explodiert. Nicht verschweigen läßt sich allerdings, daß die Simulation menschlicher Fähigkeiten viel schwieriger ist, als die Wissenschaftler ursprünglich geglaubt haben. Einem Roboter das Sehen beizubringen, ist nur eins der vielen Probleme. Aber Gero von Randow geht davon aus, daß diese Hindernisse lediglich technischer Natur sind. "Alles Analoge läßt sich digital auflösen", ist er sicher. Irgendwann werden Menschen oder kreative Roboter die Barrieren überwinden. Und dann ist der Weg frei für eine neue Runde im Evolutionskarussell. Von den zur Zeit noch sehr ernüchternden Fakten verriet Gero von Randow, der Roboter für "inhärent komisch" hält, nicht allzuviel. Science-fiction ist eben unterhaltsamer.

Die ferne Zukunft sieht er als ein Technotop, in dem die Menschen wie Parasiten hausen. Die wachsende Intelligenz der Roboter werde die einstmals klare Grenze zwischen Herr und Knecht verwischen, prophezeit von Randow. Das sei der Punkt, an dem die Verteilung der Macht neu ausgehandelt werden müsse.

Jede Diskussion über intelligente Maschinen mündet irgendwann in grundlegende philosophische Fragen. Was ist Leben, was ist Intelligenz, können Maschinen denken? Allzuweit wagte sich von Randow nicht auf dieses unsichere Terrain vor. Schade eigentlich. Eine der spannendsten Fragen ist doch, warum der Mensch überhaupt Maschinen entwirft, die seine Fähigkeiten simulieren. Vielleicht aus Gründen der Selbsterkenntnis. Vielleicht, um dem Leben die oft beunruhigende Unschärfe auszutreiben. Denn wenn sich menschliche Intelligenz perfekt simulieren ließe, dann wäre der Mensch selbst eine zwar komplexe, aber letztlich restlos durchschaubare Maschine.

FoeBuD setzt die Veranstaltungsreihe am Sonntag, 7. Dezember, fort. Ab 15 Uhr vertritt Professor Helmar G. Frank vom Paderborner Institut für Kybernetik im Bunker die These: "Copyright ist Aberglaube - wie die Hexenverfolgung im Mittelalter."

Neue Westfälische, 06. November 1997

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