Der Datenmissbrauch im Konzerninteresse verdeutliche die Gefahren der Vorratsdatenspeicherung, sagen jetzt Datenschützer. Nicht nur staatliche Datensammelwut berge Gefahren, auch große Datenmengen in den Händen von Unternehmen seien gefährlich.
Wie bereits berichtet, ist bei der Deutschen Telekom möglicherweise ein Abhörskandal erheblichen Ausmaßes im Gange gewesen, der auch den jetzigen Vorstand den Kopf kosten könnte. Um herauszufinden, wer im Vorstand der Telekom Journalisten über Konzerndetails informiert, hat der Konzern offenbar über ein Jahr hinweg die gespeicherten Verbindungsdaten auf Kontakte zwischen Journalisten und Telekom-Vorstandsmitgliedern geprüft, um "undichte Stellen" zu finden. Dieser Bericht von "Spiegel Online" wird bereits von der Bonner Staatsanwaltschaft geprüft.
Nun sehen sich viele Datenschützer in ihren Befürchtungen bestätigt. Denn mit der Vorratsdatenspeicherung entstehen seit Januar 2008 neue umfangreiche Datensammlungen. "Sind die Daten erst einmal gespeichert, ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet", befürchtet man beim Verein FoeBuD ("Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V."). Die Vorratsdatenspeicherung wecke Begehrlichkeiten. Die Vorfälle bei der Telekom zeigten, dass das kein akademisches Szenario sei, sondern "geübte Praxis". Man sollte nun darüber nachdenken, die gesetzlich vorgeschriebene Vorratsdatenspeicherung "schnellstens abzuschaffen".
Unterdessen hat Telekom-Chef Obermann, der zur Zeit der Bespitzelungsaffäre T-Mobile-Chef war, harte Konsequenzen angekündigt. Gleichzeitig warb Obermann um das Vertrauen der Kunden. Die Daten der Telekom-Kunden seien sicher, sagte der Konzernchef der "Bild-Zeitung". Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, widerspräche dies "klar" dem konzerneigenen Verständnis von Datenschutz, so Obermann.
Call Magazin, 26. Mai 2008
Original: http://www.call-magazin.de/multimedia/multimedia-nachrichten/telekom-affaere-die-gefahren-des-datensammelns_23567.html