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Anonym, nicht vertraulich

Privacy Dongle

Der Privacy Dongle hilft dabei, beim Surfen im Internet ein Grundprinzip des Datenschutzes umzusetzen: die Datensparsamkeit.

Es ist eine Grundregel des Datenschutzes: Daten, die gar nicht erst anfallen, muss man auch nicht vor unbefugtem Zugriff schützen. Nur unbedingt notwendige Informationen sollte man weitergeben – wer etwa im Internet shoppen geht, kommt eben ohne Preisgabe der Postadresse kaum aus. Diese Richtlinie, die Datensparsamkeit, ist auch in den deutschen Datenschutzgesetzen verankert. Allerdings gilt sie natürlich nicht weltweit, und statt einem beliebigen Anbieter einfach vertrauen zu müssen, ist der Anwender auf jeden Fall auf der sicheren Seite, wenn er unnötige Details gar nicht erst preisgibt.

Dabei soll ihm der Privacy Dongle des auch für die Big Brother Awards federführenden Vereins Foebud (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) helfen. Es handelt sich um einen USB-Stick mit nach Wahl einem, vier oder acht Gigabyte Speicher (20, 42 beziehungsweise 59 Euro). Auf dem ist die für anonymes Internetsurfen nötige Software vorinstalliert und zwar in Form eines leicht modifizierten Firefox-Browsers mit Torpark-Software. Letztere bewirkt, dass die Anfragen des Nutzers nicht mehr direkt an einen Webserver gehen, sondern über ein Netz von drei zufällig ausgewählten Zwischenrechnern, den sogenannten Torknoten. Da die Korrespondenz hier verschlüsselt abläuft, lässt sich der Weg eines Datenpakets nicht mehr zurückverfolgen. Für den besuchten Webserver scheint der Nutzer vom letzten Torserver zu kommen.

Achtung, Kekskontrolle

Die Datenschützer von Foebud haben den Browser zudem mit Erweiterungen ausgestattet, die eine bessere Kontrolle über Cookies ermöglichen. Cookies sind kleine Datenhäppchen, die Internetangebote auf dem Rechner des Nutzers ablegen, um ihn zum Beispiel beim nächsten Besuch wiederzuerkennen. Zudem verhindert eine Firefox-Erweiterung, dass der besuchte Webserver erfährt, welche anderen Seiten der Besucher zuvor angesteuert hat – die sogenannten Referrer werden also gelöscht.

In der Praxis funktioniert das alles sehr bequem. USB-Stick in den Rechner stecken, und nach kurzer Wartezeit startet der Webbrowser. Nach Beenden der Surf-Sitzung – wenn der Anwender Firefox beendet – bietet die Software noch an, sämtliche persönlichen Daten zu löschen, die sich der Computer sonst merken würde, also etwa die Chronik der besuchten Websites. Man kann die nötige Software auch selbst herunterladen, aber der Vorteil des Sticks besteht darin, dass er an jedem beliebigen Computer verwendbar ist, etwa auch im Internetcafé. Apple-, Windows- oder Linux- Betriebssystem, alles ist möglich. Durch die zusätzliche Kommunikation über das Tornetzwerk muss man allerdings damit leben, dass alles ein bisschen langsamer abläuft.

Anonym ja, vertraulich nein

Außerdem sollte man beachten, dass zwar die Anonymität des Nutzers gewahrt bleibt, nicht aber die Vertraulichkeit. Das liegt daran, dass zwischen dem letzten Server im Tornetz und dem Ziel der Nutzeranfragen die Kommunikation unverschlüsselt abläuft. Wer also mit dem Privacy Dongle Internetbanking betreiben will, kann so die Sicherheit nicht erhöhen. Hier kommt es nach wie vor darauf an, dass der anvisierte Webserver Verschlüsselung unterstützt (erkennbar am https: // statt http: // in der Webadresse) – und dass man mit Kennwörtern vorsichtig umgeht. Die Anleitung erklärt das Prinzip recht anschaulich: Wer sich mit einer Maske durch die Gesellschaft bewegt, bleibt unerkannt. Wer sich dann allerdings mit anderen unterhält, gibt trotz Maske etwas von sich preis.

Fazit: Nützlich und einfach

Vor allem für Anwender, die häufig (zum Beispiel auf Reisen) an fremden Computern surfen, ist der Privacy Stick nützlich. Zumal der größte Teil des eingebauten Speichers zur beliebigen Verwendung frei ist – hier wäre es schön, böte der Stick auch eine Verschlüsselungsfunktion für darauf abgelegte Daten. Damit wäre die Datenschutzlösung komplett.

Matthias Matting

Focus Online, München, 23. Januar 2009
Original: http://www.focus.de/digital/internet/privacy-dongle-anonym-nicht-vertraulich_aid_361557.html

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