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Selbsthilfegruppe anonymer Surfer

Verein verwischt Spuren

Geheimdienste und Polizei würden vieles geben, um an die Kunden von Foebud zu kommen. Denn der Bielefelder "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (kurz eben Foebud) hilft Internetnutzern, sich unsichtbar zu machen - das mögen die staatlichen Stellen nicht so. "Das Bundeskriminalamt hat schon oft angerufen, um Daten von unseren Mitgliedern zu bekommen", sagt Rena Tangens, Gründerin des Vereins. Natürlich vergebens. Denn erklärtes Ziel des Computerclubs ist es, die Privatsphäre zu erhalten.

Deswegen hat Foebud allein aus Spendenmitteln die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Online-Durchsuchung in Nordrhein-Westfalen angeschoben. "Das Interesse am Datenschutz, am privaten Leben ist ungemein gewachsen", sagt Rena Tangens. Sie gehört dem Vorstand des schon 1987 gegründeten Computerclubs bis heute an. Die Mehrzahl der etwa dreihundert Mitglieder trat erst in den vergangenen Monaten Foebud bei.

In den kleinen, mit Computern vollgestopften Räumen in Bielefeld finden sich Computerfreaks und Hacker ebenso ein wie PC-Spieler und Bürgerrechtler. Denn es geht nicht immer nur um den politischen Kampf gegen Videoüberwachung, Online-Schnüffeleien und Vorratsdatenspeicherung. Viele wollen schlicht wissen, wie sie anonym surfen können und sich den Augen des Staates entziehen.

"Menschen, die unerkannt bleiben wollen, können es auch", sagt Rena Tangens, "wer wirklich kriminell ist, kann sich gegen die Schnüffelei des Staates schützen. Die staatlichen Zugriffe treffen immer harmlose und ahnungslose Leute." Deswegen seien die Schnüffeleien des Staates mit dem Ziel, Terroristen oder Schwerkriminelle zu verfolgen, von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Um den anonymitätswilligen Unbescholtenen zu helfen, vertreibt der Verein das Schutz-Programm "Torpark" auf einem Speicherstick. Deutschlandweit profitieren Tausende von der Verschlüsselungssoftware, mit deren Hilfe sich anonym surfen lässt. Journalisten nutzen das, um sicherer mit ihren Informanten kommunizieren zu können. Diskussionsforen schützen damit den Austausch über persönliche und sensible Themen, zum Beispiel über Vergewaltigungen oder Misshandlungen. Anwälte loggen sich mit der Software ein, um Daten ihrer Mandanten zu schützen.

Einmal im Jahr aber sucht Foebud die Öffentlichkeit: Dann werden in Bielefeld die Big-Brother-Awards verliehen. Diesen Negativpreis für "Datenkraken" erhielt im vergangenen Jahr Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) für die Einführung der lebenslangen Steuer-Nummer. "Außer Konkurrenz", sozusagen für seine Lebensleistung, stand Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf der Liste: Ihm unterstehen die Beamten vom Bundeskriminalamt, die Foebud immer so neugierige Fragen stellen.

Annika Joeres

Frankfurter Rundschau Online, Frankfurt, 27. Februar 2008
Original: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=2dcb017c687a7a6498cfe76c06fda726&em_cnt=1295327

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