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Blippy: Andere in den Geldbeutel schauen lassen

Nutzer stellen freiwillig Kreditkartentransaktionen ins Internet

Kreditkartentransaktionsdaten im Internet - was normalerweise Alarmglocken schrillen lässt, ist beim Web-2.0-Angebot Blippy ganz normal und gewollt: Nutzer geben dort ihre Kreditkartendaten ein, um alle anderen an ihren Einkäufen teilhaben zu lassen.

Was kaufen die Freunde bei der Einkaufstour am Wochenende? Was bekommt man voraussichtlich von den Angehörigen zum Geburtstag? Wofür geben Kollegen ihren Lohn aus? Blippy weiß es. Über den Dienst teilen Nutzer anderen mit, was sie gerade gekauft haben.

Kreditkartendaten freigeben

Wie das geht? Ganz einfach: Sie melden sie bei Blippy an, geben dort ihre Kreditkartennummer oder ihre Zugangsdaten zu Onlineshops wie Amazon oder iTunes an - und schon kann die ganze Welt sehen, was man so alles mit seinen sauer verdienten Euros anstellt.

Nutzer Otto etwa hat 14,99 US-Dollar bei Woot für einen UKW-Sender für den iPod ausgegeben. Pedraum hat drei Filme, darunter Jackass 2.5, kostenlos bei Netflix gebucht, während JakeLsewhere zuerst 2,43 und gleich darauf nochmal 2,25 US-Dollar bei der US-Post ausgegeben hat. Er ist Neukunde bei der Post: Die 2,43-US-Dollar-Transaktion war seine erste - auch das verrät das Angebot. Anders jgtalset: Der ist ein loyaler iTunes-Kunde. Gerade hat der offensichtlich in einem skandinavischen Land Beheimatete wieder einmal für 64 Kronen in Apples Onlinemusikshop eingekauft.

Transaktionen kommentieren

Wie sich das für ein ordentliches Web-2.0-Angebot gehört, haben die anderen Nutzer auch die Möglichkeit, jede Transaktion zu kommentieren. Nutzerin Catherine Valdes etwa kaufte für 6,24 US-Dollar bei Winco Foods ein und erntete dafür die Frage, was sie denn dafür bekommen habe. Eine Antwort bekam der Frager nicht. Sevagranik hingegen musste eine Mobilfunkrechnung von knapp 112 US-Dollar begleichen und bekam den hämischen Hinweis eines anderen Nutzers, deutlich zu viel bezahlt zu haben.

Das Hauptziel des Angebotes sei, personalisierte Daten zugänglich zu machen, schreiben die Betreiber um Gründer Philip Kaplan auf der Seite - ironischerweise unter dem Menüpunkt "Privatsphäre". Dort ist auch zu lesen, dass Blippy sich das Recht vorbehält, persönliche Daten der Nutzer an Dritte weiterzugeben oder zu verkaufen. Aber das dürfte Nutzer, die dem Rest der Welt Zugriff auf ihre Kreditkartentransaktionen geben, ohnehin wenig stören.

Wer da mitmacht, verdient nach Ansicht von Rena Tangens, Mitbegründerin des Vereins Foebud, kein Mitleid. "Diese Leute dürfen sich nicht beschweren, wenn etwas Schlimmes mit ihren Daten passiert", sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

golem.de, Berlin, 26. Januar 2010
Original: http://www.golem.de/1001/72639.html

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