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FairSharing: Gegen IFPI-Indoktrination an Schulen

Die "Sue 'em all"-Strategie der IFPI geht auf - behauptet zumindest der Verband der Phonoindustrie selbst. Die Zahl der illegalen Downloads sei von rund 600 Mio. 2006 auf 374 Mio. im Jahr 2006 gesunken, so die IFPI. Grund für die - wenig plausible - Abnahme seien die über 15.000 Klagen gegen Filesharer in Deutschland. Das Netzwerk FairSharing protestiert gegen die IFPI-Strategie und insbesondere gegen die Ankündigung, verstärkt an Schulen Präsenz zu zeigen.

Michael Haentjes, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phonoverbände, sieht die IFPI auf dem richtigen Weg.

"Zwar kommen auf einen legalen immer noch rund 14 illegale Downloads, aber die Zahlen bestätigen unsere Strategie. Allein seit Jahresbeginn haben wir 15.000 Strafverfahren eingeleitet und werden diese Zahl bei Bedarf weiter erhöhen ... Wir wollen niemanden kriminalisieren, aber die aktuelle Rechtslage zwingt uns dazu, den Weg der Strafverfahren zu gehen."

Diese Pläne kritisiert das Netzwerk FairSharing, bestehend aus dem Netzwerk Freies Wissen, der Grünen Jugend, dem Foebud e.V. und der Attac AG Wissensallmende scharf. Julian Finn von FairSharing:

"Es ist ungeheuerlich, dass die Musikindustrie auch 15 Jahre nach Erfindung des mp3-Formates und neun Jahre nach Gründung der Tauschbörse Napster immer noch nicht in der digitalen Realität angekommen ist. ... Anstatt an echte Alternativen zu denken, wie beispielsweise die Einführung einer Kulturflatrate, wird auf Digitale Rechte-Minimierung (DRM), Kriminalisierung und massive Lobbyarbeit zurückgegriffen."

Die IFPI gibt sich philantropisch: Schadenersatz- und Vergleichszahlungen will man nicht in die eigene Tasche stecken, sondern für Projekte zur musikalischen Grundbildung eingesetzt werden. Im Schuljahr 2007/2008 will die IFPI an 2.500 Schulen bundesweit rund 100.000 Musikstunden fördern.

"Wenn in einzelnen Bundesländern bis zu 80 Prozent des Musikunterrichts ausfallen, brauchen wir uns nicht darüber wundern, dass es gerade in der jungen Generation an Bewusstsein dafür mangelt, welchen Wert Musik und geistiges Eigentum haben."

Eine Propaganda-, bestenfalls Alibimaßnahme, so die FairSharing-Kritik. Sebastian Brux von der Grünen Jugend dazu:

"Anstatt die Jugendlichen vernünftig aufzuklären und sie auch von ihrem Recht auf private Kopien zu informieren wird hier versucht, Schulhöfe zu indoktrinieren. Wir fordern Schulrektorinnen und Lehrerinnen auf, eine solch gezielte Desinformation zu verhindern."

Angesichts der Statements der IFPI ist in der Tat ein einseitiger Unterricht zu erwarten. Gefordert werden von der IFPI unter anderem "klare Regelungen zur Privatkopie" sowie ein Verbot intelligenter Aufnahmesoftware, mit der sich aus Internetradios vollautomatisch maßgeschneiderte CDs zusammenstellen lassen. Die Privatkopie wird von der IFPI offenbar nicht als ein Recht anerkannt, sondern als reines Problem. So verhindere "...der weiter wachsende Anteil von Privatkopien nach wie vor den Turnaround," so Peter Zombik, Geschäftsführer der deutschen Phonoverbände.

Richard Joos

Gulli, Bochum, 30. März 2007
Original: http://www.gulli.com/news/fairsharing-gegen-ifpi-2007-03-30/

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