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Patent zur perfekten Mitarbeiterüberwachung beantragt

Microsoft plant eine Software, die automatisch erkennen soll, wenn Mitarbeiter Probleme haben oder in Stress geraten, um ihnen Hilfe anzubieten. Dafür soll sogar der Pulsschlag und Blutdruck der überwachten Person protokolliert und ausgewertet werden. Das beantragte Patent zur 'Überwachung von Gruppen-Aktivitäten' wurde bereits im Juni 2006 bei der US-Patentbehörde eingereicht. Der Fall wurde aber erst jetzt publik.

Überwacht werden kann dabei eine größere Gruppe von vernetzten PC-, PDA- oder Handy-Nutzern. Ändert sich bei einer Krise das Verhalten des Mitarbeiters, oder wenn dieser bei der Arbeit nicht weiter kommt, soll die Software automatisch Lösungsvorschläge vermitteln oder Kontakt zu anderen Nutzern herstellen, die dasselbe Problem bereits mit Erfolg gelöst haben. Derartige Methoden wurden bislang ausschließlich bei Piloten oder Astronauten eingesetzt.

Handelt es sich hierbei um eine intelligente Hilfestellung zum Wohl der Angestellten oder vielmehr um die perfekte Realisierung von Georg Orwells Zukunftsvision? Neu am beantragten Patent von Microsoft ist der Einsatz von Sensoren, die die physikalischen Daten der Überwachten aufzeichnen. Dazu gehört: Herzschlag, Hautreaktion, Muskelstrom, Gehirnaktivität, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Bewegung, Mimik, Blutdruck etc. Rena Tangens vom Verein FoeBuD sagte gegenüber tagesschau.de "Wenn beim Arbeiten im Büro der Herzschlag gemessen wird, stellt das ein enormes Eindringen in die Privatsphäre dar". Sollten solche Erhebungen tatsächlich Einzug in den Büros halten, wie soll man sich z.B. als Bewerber dagegen wehren?

Ob die perfide Überwachungsmaschinerie in die Tat umgesetzt wird bleibt abzuwarten. Rena Tangens befürchtet, dass Unternehmen alles einsetzen werden, sofern es Geld einbringt. Und genau dies darf stark bezweifelt werden. Wer sich ständig bei der Arbeit beobachtet fühlt, dürfte Probleme haben seine volle Kreativität zu entfalten. Die Beobachteten werden sich zu einem nicht unerheblichen Teil auf die Erhebung ihrer Vitalzeichen konzentrieren anstatt auf ihre Arbeit. Der gläserne Kollege also doch nicht das beste Mittel um deren Effizienz zu maximieren?

Lars Sobiraj

Gulli, Bochum, 17. Januar 2008
Original: http://www.gulli.com/news/microsoft-patent-zur-perfekten-2008-01-17/

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