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Pedaleure wollten auf Demo in Berlin aufmerksam machen

Datenschutz: Freiheitsradler fuhren im Dauerregen durch Falkensee

FALKENSEE - Durchnässt vom Dauerregen kam das dreiköpfige Peloton gestern am Falkenseer Rathaus an. Mehr als 650 Kilometer hatten Tobias Morsches, Michael Ebeling und Jonas Maaßen in der vergangenen Woche auf ihren Fahrrädern zurückgelegt – rund dreißig liegen noch vor ihnen. Das Ziel der „Freiheitsradler“ ist eine Protestaktion am Sonnabend in Berlin. Unter dem Motto „Freiheit statt Angst“ wird ab 14 Uhr ein Demonstrationszug vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor ziehen. „Wir demonstrieren gegen zunehmende Überwachung, die Einschränkung von Grundrechten und gegen den Datenmissbrauch durch Staat und Wirtschaft“, sagte Morsches. Mit der Radtour wollten sie auf die Großdemo aufmerksam machen.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Tour sei ihm spontan gekommen, berichtete Morsches, der als Fachmann für Computersicherung in Bergisch-Gladbach tätig ist. „Ich habe dann schnell bei meinem Arbeitgeber zwei Wochen Urlaub eingereicht, eine Woche für die Planung, eine für die Fahrt.“ Zunächst musste er sich mit Jonas Maaßen vom Startpunkt Bergisch-Gladbach aus allein durch die hügeligen Ausläufer des Sauerlandes kämpfen. „Da hatten wir Steigungen bis zu 19 Prozent dabei“, erzählte er. In Hannover stieß dann Ebeling zur kleinen Deutschland-Tour. Über Wolfsburg, Helmstedt, Magdeburg und Genthin sei man nach Brandenburg und schließlich ins Havelland geradelt.

Die Menschen hinterlassen Spuren im Internet

Ebeling, Morsches und Maaßen engagieren sich im „Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung“. Der lose Zusammenschluss verschiedener Verbände wendet sich gegen die Verpflichtung von Telekommunikationsunternehmen, die Daten elektronischer Vorgänge zu speichern. „Überall werden Daten zentral gespeichert und sind nicht sicher. Den Leuten ist oft nicht bewusst, wie nah ihnen diese Problematik wirklich geht“, erklärte Ebeling und beschreibt, wie sich die vielen Spuren, die man im Internet und in Datenbanken hinterlasse, zu Profilen mit Vorlieben, Gewohnheiten oder sehr persönlichen Informationen zusammensetzen lassen. „Da kann sich etwa eine private Krankenversicherung hinter dem Rücken des Patienten Informationen über dessen Krankengeschichte besorgen.“ Einen ersten Erfolg habe der Arbeitskreis jedoch feiern können. „Wir haben eine Verfassungsbeschwerde gegen das entsprechende Gesetz mit 34000 Unterschriften eingereicht“, erzählte Ebeling.

Auf noch mehr Unterstützer hoffen die Organisatoren vom FoeBud e. V. (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) bei der Demo in Berlin. Mehr als 100 Organisationen unterstützen den Protest. Zeitgleich sollen in über 20 Hauptstädten weltweit ähnliche Aktionen stattfinden und so die grenzübergreifende Dimension des Problems deutlich machen.

Tim Tolsdorff

Märkische Allgemeine, Potsdam, 10. Oktober 2008
Original: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11329964/61759/Pedaleure_wollten_auf_Demo_in_Berlin_aufmerksam_machen.html

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