Bielefeld Die Gegner des biometrischen Passes sagen ein neues Hightech-Desaster in der Tradition der Autobahn-Maut voraus.
So auch Rhena Tangens vom Verein FoeBuD e.V. in Bielefeld, der sich die Verteidigung von Bürgerrechten in einer digitalisierten Welt auf die Fahne geschrieben hat. Die Kritik an dem ePass fasst sie in folgenden Punkten zusammen:
Die deutschen Reisepässe gehören dank modernster Druck und Holo-grafie-Technolo-gien auch laut Bundeskriminalamt zu den sichersten der Welt. Die Funkchips und der Einsatz von Biometrie werden dieses Sicherheitsniveau senken
Die Erstellung der Pässe erfordert eine erkennungsdienstliche Erfassung zunächst der Gesichtsmerkmale der Antragsteller. Dabei verlässt man sich mit der Bio-, metrie auf eine Technik, die keineswegs sicher ist. So hat der Chaos-Computer-Club die bisher zur Verfügung stehenden Fingerabdruckscanner überlistet.
Laut einer Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weisen die Gesichts-, Fingerabdruck- und Irisverfahren zwischen 3 und 23 Prozent der teilnehmenden Personen fälschlich zurück. Wenn diese Systeme tatsächlich flächendeckend in der Personenkontrolle eingesetzt werden, stünden täglich zehntau-sende Menschen an den Flughäfen vor rot blinkenden Bildschirmen.
Wer schlecht erfassbare biometrische Merkmale hat (z.B. durch manuelle Arbeit
verschliffene Fingerabdrücke) wäre dann einer regelmässigen Diskriminierung ausgesetzt.
Rfid- Chips sind Funkchips, die auch aus der Entfernung von Unbefugten ausgelesen wer den können.
Zwar dürfen die Daten in Deutschland von keiner Behörde zentral in Datenbanken gespeichert werden, spätestens im Ausland aber haben die Besitzer eines ePasses vor dem unberechtigten Auslesen ihrer Daten keinen Schutz mehr.
Wenn bei einer Passkontrolle auf einem ausländischen Flughafen die Pässe ausgelesen werden, ist es mit einfachen Amateurfunkmöglichkeiten möglich, diese Funkkommunikation abzuhören und damit auch aus größerer Entfernung an die Daten von Passinhabern zu kommen.
Auch Demonstrationsteilnehmer könnten so identifiziert werden.
Waltraud Messmann
Neue Osnabrücker Zeitung, Osnabrück, 31. Oktober 2005 Original: Nicht bekannt