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Neue Osnabrücker Campuscard in der Kritik

Skepsis bei Studierenden

Vom Sommersemester an ersetzt die Campuscard an der Hochschule und der Universität Osnabrück den Studierendenausweis. Studierende und Datenschützer sind um die Sicherheit besorgt.

Das Ende des Ausweis-Sammelsuriums bejubelte eine Mitteilung der Universität Osnabrück Mitte Dezember. Da waren die ersten Campuscards eingetroffen, und Uni-Vizepräsidentin May-Britt Kallenrode sprach von „einer großen Erleichterung für die Mitarbeiter und Studierenden“. Das gemeinsame Projekt von Uni, Hochschule und Studentenwerk wirkte wie die Eintrittskarte in eine schöne neue Zeit.

Die Campuscard vereint die Funktionen des Studierenden- und des Bibliotheksausweises sowie des Semestertickets. Mit ihnen lässt sich in der Mensa und beim Kopieren bargeldlos bezahlen, außerdem lassen sich die Schließfächer in der Bibliothek öffnen und schließen. Auf der Campuscard wird ein Bild des jeweiligen Studierenden zu sehen sein. Wer künftig das Semesterticket nutzt, muss also nicht mehr seinen Lichtbildausweis vorzeigen.

„Wir sehen die positiven Seiten der Campuscard, sind aber gespalten“, sagte Horst Riedewald vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni. Die Studierenden befürchten, dass die Karten nicht sicher sein könnten. Wissenschaftler hätten zu Testzwecken die Mensakarten der Ruhr-Universität Bochum geknackt , berichtete die Wochenzeitung „Die Zeit“. Mit diesen Karten konnten Studierende und Mitarbeiter in der Mensa bezahlen und Türen öffnen – genauso wie der Karten-Hacker. Die Osnabrücker Hochschulen haben ihre Karten vom selben Unternehmen wie die Bochumer.

Aber eine deutlich besser verschlüsselte Variante sagte Bernd Beining, IT-Leiter der Hochschule Osnabrück. Statt auf den Chip „MiFare Classic“ setzen die Osnabrücker auf „MiFare DESFire EV1“. Dieser Chip wurde nicht geknackt. „Zumindest bislang nicht“, wie Riedewald vom AStA einschränkte. Auch Rena Tangens von der Datenschutzorganisation digitalcourage.de blieb skeptisch: „Ich würde für keine Karte meine Hand ins Feuer legen“, sagte sie. Zudem kritisierte sie fehlende Alternativen zur Campuscard: „Es kann doch nicht sein, dass Leute gezwungen werden, sich so eine Karte zuzulegen.“

Tatsächlich aber wird es keine Alternativen geben. Studierende müssen alsbald ein Foto von sich auf den Portalen der Uni oder Hochschule hochladen, um die Campuscard zu beantragen. Bislang haben das etwa ein Drittel der Studierenden getan. Zu wenig, befand Ann-Christine Wöhler von der Studierenden Information Osnabrück (StudiOS). Denn wer es versäume, die Karte zu beantragen, „hat dann zum Sommersemester keinen Ausweis und kein Semesterticket mehr“.

Informationen im Netz: www.hs-osnabrueck.de/campuscard.html und www.uni-osnabrueck.de/19504.html

Michael Schiffbaenker

Neue Osnabrücker Zeitung, Osnabrück, 15. Januar 2013
Original: http://www.noz.de/lokales/68929627/neue-osnabruecker-campuscard-in-der-kritik

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