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Deutsche wollen angeblich lieber Sicherheit als Freiheit

Schutz vor Cyber-Angriffen wichtiger als Internet ohne Kontrollen?

Drei Viertel der deutschen Internet-Nutzer betrachten ihre Freiheit im Internet als wichtig, allerdings nur solange es nicht um die Sicherheit ihrer Daten geht. Das besagt eine Umfrage der Deutschen Telekom.

Die deutschen Internetnutzer schätzen Freiheit im Internet. Das besagt zumindest eine LIFE-Kurzumfrage von TNS Infratest im Auftrag der Deutschen Telekom und der Münchner Sicherheitskonferenz im Vorfeld des zweiten Cyber Security Summit am 11. November 2013 in Bonn.

Grundlage für die Ergebnisse ist eine repräsentative Befragung von 1500 Internetnutzern in Deutschland. 38 Prozent der Befragten bewerten Freiheit, also die Option, die Möglichkeiten der digitalen Welt ohne Kontrollmechanismen auszuschöpfen, als sehr bzw. äußerst wichtig, 37 Prozent immernoch als wichtig.

Wenn die befragten Internet-Nutzer aber zwischen dieser Freiheit und Sicherheit, also dem Schutz ihrer Daten vor Angriffen und Missbrauch, wählen müssen, entscheiden sich 79 Prozent der Deutschen für die Sicherheit, nur jeder Fünfte bevorzugt auch im direkten Vergleich die Freiheit. Anzeige Kommentar zur Umfrage

Rena Tangens, Mitbegründerin und Vorsitzende des Bielefelder Vereins Digitalcourage (ehemals FoeBuD) kommentiert dazu:

„Wie die meisten anderen Menschen auch wünsche ich mir, sicher und unbeobachtet zu kommunizieren - denn das ist Freiheit in einem demokratischen Rechtsstaat. Natürlich wollen wir, dass gegen Straftäter gezielt ermittelt wird. Was wir nicht wollen, ist die anlasslose Komplettüberwachung der Bevölkerung!

Die Fragestellung dieser Umfrage rührt willkürlich Freiheit vor dem Ausgespähtwerden und Sicherheit vor Kriminellen durcheinander. Die Befragten, denen der Schutz ihrer persönlichen Daten wichtig ist, werden sich deshalb für die damit erläuterte "Sicherheit" entschieden haben.

Überwachungsschnittstellen in Telekommunikationssysteme einzubauen macht uns nicht sicherer - im Gegenteil: Die gespeicherten Daten sind stets gefährdet, für andere Zwecke mißbraucht zu werden und Überwachungsschnittstellen können auch von Kriminellen ausgenutzt werden. Das wissen auch die Sicherheitsexperten der Telekom.

Was also soll diese manipulative Umfrage? Soll sie der nächsten Enthüllung zuvorkommen oder schon mal den Boden bereiten für kommende Überwachungsmaßnahmen? Mit solchen PR-Tricks macht die Telekom ihr Engagement für Datenschutz unglaubwürdig. Schade.“

Peter Schmitz

Sonstige, 22. Oktober 2013
Original: http://www.security-insider.de/themenbereiche/bedrohungen/menschliche-faktoren/articles/421980/

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