Hindernis für neuen Handy-Vertrag: Ein negativer Schufa-Eintrag
Selbst mehrere Handy-Verträge können neuen Vertragsabschluss verhindern
Internet- und Mobilfunkverträge oder Online-Einkäufe – viele Rechtsgeschäfte können heutzutage
ohne eine Prüfung der Kreditwürdigkeit des Konsumenten überhaupt nicht mehr abgeschlossen
werden. Dabei helfen sogenannte Datenauskunfteien den Unternehmen, die Gefahr von
Zahlungsausfällen zu minimieren. Zu den bekanntesten Datenauskunfteien zählt sicherlich die Schufa
Holding AG mit Sitz in Wiesbaden. Beim Abschluss eines Mobilfunkvertrags wird allerdings nicht nur
bei der Schufa eine Auskunft durch den Anbieter eingeholt: Den wenigsten Konsumenten dürfte
bewusst sein, wie viele und vor allem welche Unternehmen personenbezogene Daten über die eigene
Bonität gespeichert haben. Ein Blick in das "Kleingedruckte", die Allgemeinen Geschäftsbedingungen,
die mit jedem Vertragsabschluss anerkannt wurden, hilft die Unternehmen ausfindig zu machen.
Dabei findet sich in fast allen AGB der Mobilfunkbetreiber zusätzlich zur Schufa zum Beispiel Bürgel
oder Infoscore, die beide weitaus weniger geläufig sein dürften als die Schufa Holding AG. Welche
Daten allerdings gespeichert sind, steht nochmals auf einem anderen Blatt, was vor allem
Verbraucherschützer kritisch sehen. Zwar ist "grundsätzlich das von den Auskunfteien verfolgte Ziel
legitim - also Unternehmen vor wirtschaftlichen Risiken zu schützen, die durch zahlungsunfähige oder
zahlungsunwillige Kunden entstehen", sagt Ronny Jahn von der Verbraucherzentrale Berlin.
"Problematisch ist jedoch, dass die Verbraucher häufig kaum Einblick haben, welche Daten über sie
gespeichert und wie diese Daten bewertet werden."
Auf welchen Fakten beruht der Scorewert?
Zwar ist es gesetzlich im Bundesdatenschutzgesetz geregelt, dass Verbraucher ein Auskunftsanspruch
gegenüber Unternehmen haben, um zu erfahren, welche personenbezogenen Daten gespeichert
wurden. Die Selbstauskunft, die sich jeder von Auskunfteien zuschicken lassen kann, ist allerdings
wenig aussagekräftig. Die Bewertung der Daten zielt nämlich vor allem auf ein Scoring ab - also auf
das Ermitteln eines Wertes, der die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung von Forderungen des
Vertragsnehmer darstellen soll. "Dieser Scorewert ist für den einzelnen Verbraucher völlig
undurchsichtig. Es ist überhaupt nicht klar, auf welche Fakten dieser Wert beruht und nach welcher
Formel er errechnet wird", sagt Jahn. Besonders problematisch ist auch, dass Informationen über die
Lebensverhältnisse Berücksichtigung finden. "Da kann es sein, dass mich ein Versandunternehmen nur
bei Zahlung per Vorkasse beliefert, weil ich in einem weniger 'guten' Stadtbezirk lebe", fügt Jahn
hinzu.
Unternehmen, die auf die Daten der Auskunfteien zurückgreifen, wissen hingegen ganz genau, wie Sie
die übermittelten Informationen zu bewerten haben. Neben der Bonitätsprüfung nutzen nach Aussage
von Rena Tangens vom Bielefelder Verein FoeBuD, Unternehmen das Scoring auch zur Klassifizierung
von Kundengruppen. Dabei werden etwa "Kunden der Klasse A, B, und C unterschieden. Während
Kunden der Gruppe A geradezu hofiert werden, kann es Kunden der Gruppe C passieren, substantiell
benachteiligt zu werden", erklärt die Datenschutz-Aktivistin. Nach Erfahrung des Vereins werden etwa
Mobilfunk-Kunden schon beim Anruf der Hotline diskriminiert: Durch die beim Anruf übermittelte
Telefonnummer können Unternehmen den Konsumenten schon vor Beginn des Gespräches
identifizieren und entsprechend auf Warteschlange legen oder direkt zum Kundenbetreuer
durchstellen.
Mobilfunk-Anbieter im Überblick T-Mobile Vodafone E-Plus o2 Ring vistream BASE BILDmobil Blau
Congstar debitel eBay EDEKA Mobil Fonic freenetMobile ja!mobil klarmobil maxxim mp3mobile simply
simyo smobil Tchibo weitere Anbieter
:::H:::Datenschutz-Aktivistin: "Scoring ist ein automatisiertes Vorurteilsverfahren"
Ausschlaggebend hierfür ist nicht die Dringlichkeit des Anliegens sondern der Scorewert. Im Grunde
ist das ganze ein "automatisiertes Vorurteilsverfahren", so Tangens. Die Möglichkeit, durch korrektes
Verhalten die eigene Kundenklassifizierung zu beeinflussen, besteht nach Aussage der Datenschutz-
Aktivistin nicht. Wer beim Scoring aufgrund von Wohngegend oder anderen unbekannten Merkmalen
benachteiligt wird, hat Pech gehabt, und "das ist extrem unfair", so Tangens. "Leider ist den wenigsten
Verbrauchern bewusst, das derartige Systeme überhaupt bestehen", fügt sie hinzu.
:::H:::So informieren Sie sich über Ihren eigenen Score-Wert bei den Auskunfteien
Was ebenfalls vielen Kunden unbekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass es branchenspezifische
Scores gibt: Wer sich etwa bei der Schufa eine Selbstauskunft bestellt, erhält einen sogenannten
Basisscore, der nicht demselben Wert entspricht wie etwa der speziell für
Telekommunikationsunternehmen ermittelte Wert. Grund hierfür: "Die Schufa-Branchenscores werden
nicht gespeichert sondern immer nur anlassbezogen berechnet und können daher nicht automatisch
mit der Eigenauskunft mitgeteilt werden. Wünschen Sie eine Berechnung, dann erfolgt diese immer
tagesaktuell", heißt es auf der Website der Schufa.
In Anbetracht der Tatsache, dass bereits 2006 mehr Mobilfunkanschlüsse gezählt wurden, als es
Bundesbürger gibt, stellt sich für viele Konsumenten sicherlich die Frage, wie sich der
Vertragsabschluss mit mehreren Mobilfunk-Anbietern auf den eigenen Score auswirkt. "Einzelne
Informationen, wie zum Beispiel Handy-Verträge, haben für sich alleine betrachtet keine oder nur eine
sehr eingeschränkte Aussagekraft", sagt Andreas Lehmann von der Schufa gegenüber teltarif.de.
Konsumenten müssen darauf achten, alle "Verpflichtungen immer vertragsgemäß zu erfüllen und
fristgemäß zu begleichen. Die Gesamtsumme aller finanziellen Verpflichtungen sollte stets im
Überblick behalten werden und in einem angemessenen Verhältnis zu den Einkünften oder dem
Vermögen stehen", fügt Lehmann hinzu. Wer genau wissen möchte, was über ihn gespeichert ist, kann
sich auf Anforderung alle Score-Werte mitteilen lassen.
:::H:::Kontaktdaten und Kosten für Selbstauskunft
Selbstauskunft bei deutschen Auskunfteien Schufa Infoscore Bürgel Creditreform Online-
Selbstauskunft ja nein(nur postalisch) nein(nur postalisch) nein(nur postalisch) Kosten je Auskunft in
Euro online: 15,60(pauschal +unbefristet);postalisch: 7,80 0,00 0,00 postalisch: 7,60 Stand: 18.
November 2008.
:::H:::Besser nicht ohne trifflichen Anlass Auskunft anfordern
Wer im Zuge einer Selbstauskunft auf falsche Einträge stößt, kann sich wehren: Verbraucher haben
einen Anspruch darauf, dass falsche Eintragungen korrigiert werden. "Dies kann notfalls auch
gerichtlich durchgesetzt werden", sagt Ronny Jahn. Hier will die Bundesregierung mit neuen
Regelungen ab 2010 für mehr Verbraucherschutz sorgen. Wie berichtet sollen Wirtschafts-
Auskunfteien wie die Schufa künftig verpflichtet werden, gespeicherte personenbezogene Daten, die
für Kredite oder andere Verträge wichtig sind, offenzulegen und zu erklären. Damit erhalten
Verbraucher bei automatisierten Einstufungen ihrer Kreditwürdigkeit die Möglichkeit, fehlerhafte Daten
und Missverständnisse zu korrigieren.
Schon heute gesetzlich geregelt sind hingegen die Fristen zum Löschen veralteter Einträge. "So bleibt
beispielsweise ein normaler Kredit noch drei Jahre taggenau nach Laufzeitende gespeichert. Dagegen
wird ein Handy-Vertrag nur solange gespeichert, wie dieser besteht", sagt Andreas Lehmann von der
Schufa.
Prepaid: Info und Ratgeber Telefonieren mit vorausbezahlten Handykarten Prepaidkarten sind eine
Alternative zu den Mobilfunkverträgen mit meist 24 Monaten Mindestlaufzeit. Da man hier vorab
bezahlt, hat man die Kosten besser im Griff, zudem fällt in der Regel keine monatliche Grundgebühr
an. Prepaid: Informationen, Tipps und Tarifvergleiche
Allerdings kann es ratsam sein, nicht ohne Anlass eine Selbstauskunft, denn eine Selbstauskunft
kostet teilweise nicht nur Geld, sondern könnte sich durchaus selbst ebenfalls negativ auf den Score-
Wert auswirken. Eine Selbstauskunft sollten sich die Verbraucher daher besser für den konkreten
Verdachtsfall aufsparen, dass falsche Daten über sie gespeichert wurden. Keinen negativen Einfluss auf
den eigenen Score-Wert haben Selbstauskünfte bei der Schufa, wie die Auskunftei uns versicherte. Auf
der folgenden und letzten Seite dieses Artikels lesen Sie: Hier können Sie Handy-Laufzeitverträge trotz
ungünstigen Score-Werts abschließen.
Mobilfunkanschlüsse mit Laufzeitvertrag trotz ungünstigen Scorewerts
Wer allerdings gerechtfertigt einen "negativen Eintrag" aufweist, muss auf mobiles Telefonieren nicht
verzichten. Erstens handhaben die Mobilfunkanbieter die Gewichtung der die durch die Auskunfteien
ermittelten Score-Werte unterschiedlich. Und zweitens kommen Prepaid-Verträge als Alternative in
Betracht. Hier hat der Mobilfunkanbieter kein Ausfallrisiko, so dass ihm der Schufa-Eintrag egal sein
dürfte.
Alternativ bieten sich spezielle Verträge wie etwa der 10 Euro pro Monat teure Handy-Tarif Weißfunk
des Anbieters schwarzfunk im Netz von E-Plus. schwarzfunk wirbt damit, dass Interessenten
unabhängigen von ihren Schufa-Einträgen einen Vertrag abschließen können. Auch bei dem
Mobilfunkprovider debitel können Kunden häufig trotz eines negativen Schufa-Eintrags einen
Mobilfunkvertrag abschließen, wobei sie auch hier eine Kaution hinterlegen, die nach Ablauf der
Vertragszeit zurückgezahlt wird. Vorsicht bei unseriösen Angeboten mit überteuerten Minutenpreisen
und Kostenfallen: Man sollte sich die Vertragsbedingungen sehr genau anschauen, um sicherzugehen,
dass diese Möglichkeit nicht teuer erkauft wird.
Nutzer des Weißfunk-Tarifs müssen zum Beispiel nicht nur 10 Euro monatliches Grundentgelt, 25
Euro einmaligen Anschlusspreis sowie 15 Cent pro Telefonminute und pro abgesandter SMS-Nachricht
im Inland bezahlen sondern auch noch eine Kaution in doppelter oder dreifacher Höhe ihres selbst
festgelegten maximalen Gesprächsumsatzes hinterlegen. Zum Vergleich: Aktuelle Tarifangebote ohne
monatliche Grundgebühr von Mobilfunk-Discountern bieten Nutzungspreise von 9 Cent pro
Telefonminute sowie pro versendeter SMS-Mitteilung.
Nach Vertragserfüllung soll der schwarzfunk-Kunde den Kautionsbetrag mit 2 Prozent p.a. verzinst
zurückerhalten - zumindest ist ein neues Handy in der monatlichen Grundgebühr enthalten. Wer seine
Handy-Rechnung per Überweisung bezahlt, muss eine Kaution in Höhe von zwei zuvor vom Kunden
selbst festgelegten Betragsobergrenzen für die monatliche Handynutzung hinterlegen. Bei Zahlung per
Lastschrift sind es drei Monatsobergrenzen.
FAQ: Fehlerhafte Telefonrechnungen Wenn die Telefonrechnung zu hoch ist Die Situation erleben viele
Telefon-Kunden: Sie sehen sich ihre Telefonrechnung an und finden unerklärliche Posten darauf. Was
kann man in dieser Situation tun? Wir beantworten die wichtigsten und am häufigsten gestellten
Fragen zu diesem Thema. Fragen und Antworten zu falschen Telefonrechnungen
:::H:::debitel bietet Mobilfunkvertrag notfalls gegen Kaution
Auch bei debitel können Handynutzer mit einem negativen Schufa-Eintrag einen Mobilfunkvertrag
abschließen, wenn sie eine Kaution zwischen 100 bis 200 Euro hinterlegen - im ersten Jahr allerdings
nicht gleich mehrere. Weitere Beschränkungen: Internationales Roaming und Anrufe auf teure
Sonderrufnummern sind in den ersten drei Vertragsmonaten nicht möglich, bei Erreichen eines
Umsatzes von 75 Euro in einem der ersten drei Monate behält sich debitel eine Sperrung des
Mobilfunkanschlusses vor. Der Kautionsbetrag wird dem Kunden nach zwölf Monaten gutgeschrieben,
etwaiges Guthaben wird nach zwölf Monaten gegen die anfallenden Rechnungen verrechnet.
Doch eine Gewähr für einen Vertragabschluss hat der Kunde nicht: Bei Bestellung zu Testzwecken der
damals neu eingeführten crash-Tarife wurde einem teltarif.de-Mitarbeiter ein Vertragsabschluss von
debitel wegen "zu zahlreicher vorhandener Mobilfunkverträge" verweigert.