Künstler und Internetaktivist "padeluun" über gefährdeten Datenschutz in Deutschland - "Selbstverantwortung übernehmen" GIESSEN (skl). Dass Datenschutz keine trockene Materie für Juristen, sondern ein spannendes Thema ist, das alle angeht, bewies der Künstler und Netzaktivist "padeluun" an der Fachhochschule (FH) Gießen-Friedberg. In seinem Programm "Big brother is watching you. Wir sitzen alle im Glashaus!?" warnte der Bielefelder vor den heimlichen Datenerfassungen im Alltag und gab einen Einblick in sein Engagement für den Datenschutz in der Öffentlichkeit. Mit seiner Show, in die er Vortragspassagen, Filmausschnitte, Bilder und Anekdoten integrierte, appellierte "padeluun" an sein Publikum, sich aus der "sanften Umarmung des großen Bruders zu lösen" und "Selbstverantwortung" zu übernehmen. Sei es gegenüber der Vorratsdatenspeicherung aller Telekommunikationsverbindungen, dem "Großen Lauschangriff" oder der Videoüberwachung an öffentlichen Orten. "Parallel zum Sozialabbau werden die bürgerlichen Freiheiten in Deutschland immer weiter eingeschränkt. Da muss man mit Protesten der Betroffenen rechnen", so der Aktivist, der Mitbegründer des "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (FoeBuD) und Mitherausgeber des aktuellen "Schwarzbuch Datenschutz" ist. Um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern, verleiht "padeluun" zusammen mit anderen Jurymitgliedern seit dem Jahr 2000 einmal jährlich die Deutschen BigBrotherAwards. Preis für MicrosoftDieser Negativpreis für Unternehmen, Organisationen und Politiker, die nach Meinung der Jury erheblich die Privatsphäre der Bundesbürger verletzen, ging unter anderem bereits an die Bayer AG, Otto Schily, Canon Deutschland und die Future Store Initiative der Metro AG. "Zu den wenigen Gewinnern, die die Auszeichnung annahmen, gehörte Microsoft", so "padeluun". Der Softwarehersteller schätzte den Preis als Mahnung, zukünftig die Privatsphäre von Anwendern mehr zu achten. Nach dem Motto "Frühzeitig einschreiten, Bürgerrechte schützen, Demokratie stärken - und Datenkraken gemeinsam stoppen, bevor sich der Einzelne allein durch alle Instanzen klagen muss" sollen die Awards vor allem Verbraucher informieren, was mit ihren Daten geschieht. Eine Auswahl der "heftigsten Datenkraken" aus sechs Jahren BigBrotherAwards können im "Schwarzbuch Datenschutz" nachgelesen werden, das der Aktivist zusammen mit seiner Partnerin Rena Tangens herausgegeben hat.
- fachbereich 9 ver.di - Fachbereich 9, Berlin, 19. Januar 2007
Original: http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=2541340&template=d_artikel_import&_adtag=nationalnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=brennpunkte