Im Rathaus einer nordfranzösischen Kleinstadt hat ein Beamter seine Kolleginnen per Webcam beim Gang zur Damentoilette gefilmt und die Videos ins Internet gestellt. Ihm drohen nun ein Jahr Haft und 45.000 Euro Strafe.
"Aus hygienischen Gründen wird diese Toilette videoüberwacht", heißt es auf einem Aufkleber des Bielefelder Vereins Foebud, der schon seit Jahren die Big-Brother-Awards verleiht - ein Datenschutz-Negativpreis. Was als Parodie auf die immer allgegenwärtigere Videoüberwachung gedacht ist, wirkt wie ein harmloser Witz im Vergleich zu dem, was auf der Damentoilette eines Rathauses in Nordfrankreich geschehen ist: Mindestens 20 Frauen wurden dort über mehrere Wochen hinweg mit einer Webcam gefilmt.
Wie die Staatsanwaltschaft Caen am heutigen Freitag mitteilte, gestand der Informatikbeauftragte des Städtchens Hérouville-Saint-Clair, die Anlage installiert zu haben. "Einzelne Filme wurden im Internet verbreitet, aber die Gesichter waren zuvor unkenntlich gemacht worden", sagte der zuständige Staatsanwalt François Nicot.
Die Ermittler prüfen jetzt, ob der gut 30-jährige Familienvater auch für das Anbringen von Webcams in drei Toiletten in der Universität sowie in Umkleidekabinen an einem Badestrand der Vorstadt von Caen verantwortlich ist. Dort liefen die Kameras bereits seit Monaten. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann ein Jahr Haft und 45.000 Euro Strafe. Die Stadt beurlaubte ihn umgehend.
- fachbereich 9 ver.di - Fachbereich 9, Berlin, 03. März 2007
Original: Nicht bekannt